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Zu Wochenbeginn verfolgten wir mit einigem Gewinn den literarisch-roten Faden, der sich durch das Ö1-Programm zog. Optimaler Einstieg: Peter Simonischeks meisterhafte Lesung der Maupassant-Erzählung "Begegnung" in den "Radiogeschichten". Das war Interpretation in allen drei Bedeutungen des Wortes: Auslegung, Erklärung, Deutung (eines Textes). Der Mann kann sich auf seine Stimme, sein Einfühlungsvermögen und seine Sprechkunst verlassen. Der so beschenkte Hörer kommt in die glückliche Lage, ungestört in Handlung und Botschaft der Geschichte hineinzuschlüpfen.
Wie man in fünf Minuten eine Schlüsselstelle aus einem Roman uninspiriert und deanimierend herunterlesen kann, führte in der "Literatur-Miniatur" Johannes Nikolussi vor. Das Opfer: Carlos Ruiz Zafon und sein Buch "Der Schatten des Windes". Auch eine Art von Literatur - untergriffig, fantasiesträubend, erstunken & erlogen oder wahr?! - liefert FM4 gegen 18.45 Uhr mit "Off air - die FM4-Tagebücher von Stermann & Grissemann". Kann, umschwirrt von derlei haarsträubenden Enthüllungen, Senderchefin Eigensperger noch ruhig schlafen? Eine Frage, die uns Kümmerer selber wachliegen lässt.
Erholung von dieser nagenden Ungewissheit fanden wir um 19.30 Uhr in "On stage" beim Konzert der drei legendären Heath-Brüder. Das bluesige Kontrabass-Solo des 80-jährigen Percy war wohl einer der musikalischen Höhepunkte dieser Radiowoche. Literatur und Musik glücklich vereint genossen wir schlussendlich im Rahmen von "Texte". Man servierte sprachpulsierende Variationen über "Das dumme Herz" von Ilse Kilic & Fritz Widhalm. Herzerfrischend umgesetzt von Vera Borek, Julia Stemberger, Herbert Föttinger & Co unter der bewährten Regie von Lukas Cejpek.