Rom - Als der damals 51-jährige römische Skandaljournalist Carmine - Mino - Pecorelli am Abend des 20. März 1979 beim Verlassen der von ihm geleiteten Redaktion der Wochenzeitschrift "OP" mit vier Pistolenschüssen ermordet wurde, sprachen die Ermittler von einer "richtiggehenden Hinrichtung". In den letzten Ausgaben seiner Zeitschrift hatte sich Pecorelli mit Skandalen rund um die italienische Erdölindustrie auseinandergesetzt, die erst Jahre später das italienische Politestablishment erschüttern sollten. Für die kommenden Nummern hatte er Enthüllungen rund um die erst knapp ein Jahr zurückliegende Entführung und Ermordung des christdemokratischen Parteichefs Aldo Moro angekündigt.
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Der gelernte Jurist Pecorelli, der sich als Rechtsanwalt auf betrügerische Konkursfälle spezialisiert und dabei Verbindungen zwischen Geschäftswelt und Politik entdeckt hatte, hatte seine Zeitschrift "OP" (Osservatore Politico Internazionale - Internationaler Politischer Beobachter) 1968 gegründet. Die Skandalzeitschrift, die anfangs als Presseagentur fungierte und dann ab März 1978 als wöchentliche Publikation erschien, hatte nach Meinung von Experten enge Verbindungen zu gewissen Geheimdienstkreisen und schien durch gewisse Enthüllungen chiffrierte Botschaften - manche meinten auch offene Erpressungen - übermitteln zu wollen.
Nach dem Mord an Pecorelli verfolgten die Ermittler deshalb auch die verschiedensten Spuren, die vom Rechtsextremismus bis zu illegalen Freimaurervereinigungen reichten.
In einem Prozess im November 1991 wurden unter anderem der berüchtigte Logenführer (P2) Licio Gelli und der Geheimdienstmann Antonio Viezzer von der Mordanklage freigesprochen.
Im April 1993 sagte der reuige ehemalige Mafiapate Tommaso Buscetta aus, dass die sizilianische Mafia Andreotti mit dem Mord an Pecorelli einen Gefallen erfüllt habe. Buscetta berichtete auch von Treffen Andreottis mit dem damals noch flüchtigen Mafia-Boss Toto Riina. Daraufhin starteten die Untersuchungen, die im ersten Prozess in Perugia am 24. September 1999 zu Freisprüchen für alle Angeklagten, unter ihnen Andreotti geführt haben. Erst im Berufungsprozess wurde Andreotti jetzt verurteilt.