Österreich zählt zu den sichersten Ländern der Welt. Wenn jedoch Gewaltverbrechen passieren, dann zumeist in der Familie oder im engsten Freundeskreis. Das belegt der gestern präsentierte "Kriminalitätsbericht 2000". Innenminister Ernst Strasser will sich dieser "Beziehungsdelikte" nun annehmen.
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150 Morde oder Mordversuche ereigneten sich im Zeitraum von Februar bis Dezember 2000 - 117 davon innerhalb der Familie oder im nächsten Bekanntenkreis (also fast 80 Prozent). Bei Vergewaltigungen (410 bekanntgewordene Fälle) beträgt der Anteil der Beziehungsdelikte 65 Prozent, bei sexuellem Missbrauch (483 Fälle) gar 83 Prozent.
Als Konsequenz aus diesen Zahlen kündigte Innenminister Strasser die Einrichtung einer ressortübergreifenden Arbeitsgruppe an: "Die Kompetenz der polizeilichen Arbeit reicht nicht aus. Man muss den Ursachen der Delikte auf den Grund gehen." Dies sollen nun Spezialisten aus dem Justiz-, Unterrichts-, Sozial- und Innenressort gemeinsam versuchen.
Ein zunehmendes Problemfeld stellen laut Jahresbericht KFZ-Diebstähle dar. Während die Aufklärungsquote bei allen anderen Arten strafbarer Handlungen durchaus hoch ist, beträgt sie hierbei lediglich 17,97 Prozent. Dies liege daran, dass sich das Tatverhalten grundlegend verschoben habe, betont Strasser. "Früher wurden Autos für den Eigenbedarf entwendet, heute haben wir es zumeist mit Verschiebung zu tun." Daher soll nun die internationale Kooperation, insbesondere mit den "Zielländern" intensiviert werden,
Insgesamt ist die Zahl der Verbrechen in Österreich im internationalen Vergleich weiterhin niedrig. So kamen auf 100.000 Einwohner monatlich 579 Delikte, in Deutschland hingegen 665. Kein Wunder also, dass sich die Österreicher laut aktueller Fessel-Gfk-Umfrage im eigenem Land zu 91 Prozent sehr oder ziemlich sicher fühlen. Während diese Zahl von Geschlecht, Alter oder Bildung unabhängig ist, nimmt das Sicherheitsempfinden gegen Westen hin etwas ab.
Seit 1. Februar 2000 wird die Kriminalstatistik online geführt. Dies soll vor allem den Verwaltungsaufwand reduzieren, erläuterte Erik Buxbaum, Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit. Zudem werde der Bericht von einem reinen Aufzählungs- zu einem Analyseinstrument. Vergleiche mit Zahlen aus den Vorjahren sind dadurch zwar nicht möglich. Es gebe aber kein Indiz dafür, dass die Zahl der Schwerverbrechen ansteige, so Buxbaum.