Zum Hauptinhalt springen

Mörder, Profis und Proporz

Von Werner Grotte

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wer sich Montag Abend "Ungeklärte Morde - Dem Täter auf der Spur" auf RTL2 ansah, musste bald erkennen, dass selbst die schlimmsten TV-Krimis eine Erholung gegen die Realität sind. So ging es in einem der beiden gezeigten Fälle um eine grauenhaft verstümmelte Frauenleiche, die 2001 in Bayern an einem Straßenrand gefunden worden war. Die Frau war mit einer Sektflasche erschlagen, vergewaltigt und mehrfach mit dem Auto überfahren worden. Die Ermittler verzweifelten bald, da die Frau, die laut Obduktion auch Mutter war, nicht identifizierbar war und auch niemandem abging, sodass sie zunächst als "unbekannt" begraben werden musste. Erst über ein später gefundenes Kleiderbündel, das der Täter weggeworfen hatte, kam man zum Hersteller der Lederjacke der Frau in Italien, über ihn zum Händler, der die Jacke einer Süditalienerin verkauft hatte - sie bezahlte mit Kreditkarte. Über deren Nummer fand man den Ehemann, der als Täter ausschied, und eine Tochter, deren DNA Gewissheit über die Leiche bringen sollte. Kurz bevor die deutschen Kriminalisten sich mit ihr treffen wollten, wurde sie erschossen. Letztlich wurde der Verlobte der Tochter als Doppelmörder entlarvt - er hatte ein Liebesverhältnis mit der Mutter gehabt. Noch authentischer wird die spannend gemachte Sendung durch Moderator Udo Nagel, der selbst Mord-Ermittler in München und danach Polizeipräsident sowie Innensenator war. Unter ihm gingen die Straftaten in Hamburg um 25 Prozent zurück. Dennoch musste der Parteilose 2008 den Hut nehmen - aus Proporzgründen.