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Mörderisch ökologisch

Von Christian Ortner

Gastkommentare

Warum die unsinnige deutsche Energiewende Putin hilft, seine Kriege in der Ukraine und Syrien zu finanzieren.


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Wenn dereinst abgerechnet werden wird mit der zu Ende gehenden Kanzlerschaft Angela Merkels, dann wird neben einer wirklich desaströsen Politik der Grenzöffnung ab 2015, mit deren Kollateralschaden Europa noch viele Jahre zu kämpfen haben wird, vor allem die sogenannte Energiewende der wichtigsten Volkswirtschaft Europas zu den überragenden Fehlern gehören, die besser unterblieben wären.

Dass ausgerechnet eine studierte Physikerin wie Merkel einen von Tsunamis ausgelösten Atomunfall in Japan zum Anlass nimmt, sichere und funktionierende Kernkraftwerke im doch eher Tsunami-freien Deutschland vom Netz nehmen zu lassen, könnte man ja noch als typisch deutschen Humor verstehen, wäre die Sache nicht zu ernst.

Denn Merkels von der irrationalen Stimmung einer grünaffinen Bevölkerungsmehrheit getriebene Energiepolitik - Verzicht auf Kernkraft, Umstieg auf unzuverlässigen, teuren Ökostrom - schädigt auf den ersten Blick vor allem die deutsche Wirtschaft und die Konsumenten, die das alles bezahlen müssen. Wenn die Deutschen das unbedingt wollen - warum nicht, könnte der Rest Europas das amüsiert zur Kenntnis nehmen.

Doch leider hat die Energiepolitik der deutschen Kanzlerin schädliche Folgen weit über ihren Machtbereich hinaus, wie etwa die Bewohner der eh schon geschundenen Ukraine kürzlich wieder am eigenen Leib erfahren mussten, als Russland ukrainische Schiffe attackierte und deren Seeleute gefangen nahm.

Wladimir Putins permanente Militäraktionen gegen die Ukraine, von der Besetzung der Krim über die Okkupation der Ostukraine bis zu den jüngsten Ereignissen, kosten Russland nämlich mittlerweile echt viel Geld, genauso wie der Krieg in Syrien.

Geld, das letztlich zu einem nicht unerheblichen Teil aus Westeuropa, vor allem aber aus Deutschland kommt. Bemerkenswerte 50 Prozent des russischen Staatshaushaltes stammen aus dem Energieverkauf. Und je süchtiger Deutschland im Zuge der Energiewende nach Erdgas wurde, umso mehr deutsches Geld spült das in die Kassen des Kreml, aus denen Präsident Putin seinen Imperialismus finanziert.

Es ist daher nicht allzu weit hergeholt, die Ukrainer (auch) als Opfer einer linksgrün-populistischen deutschen Energiepolitik zu beschreiben. Die geplante Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Mitteleuropa wird dieses Problem natürlich noch verstärken. Im Grunde ist es wie mit den Ölstaaten am Golf: Indem europäische oder US-Haushalte dort den Treibstoff
für ihre Autos kauften und kaufen, ermöglichen sie es diesen Staaten natürlich auch, islamistische und dschihadistische Terrorformationen zu finanzieren, die den Westen angreifen.

Mit Russland ist es in den Grundzügen nicht viel anders - nur, dass die Opfer dieses Deals nicht Zivilisten in Brüssel, Paris oder London sind, sondern die Nachbarn Russlands.

Man kann das natürlich "Realpolitik" nennen und mit den Schultern zucken. Aber für eine moralische Supermacht, als die sich gerade Deutschland ja gerne geriert, ist das Ausleben des eigenen Öko-Wahns auf Kosten und zu Lasten der Anrainer Russlands kein wirkliches Ruhmesblatt.