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Moretti oder Hitler?

Von Hermann Schlösser

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Über die so genannten "Doku-Dramen" des deutschen Regisseurs Heinrich Breloer lässt sich viel Gutes sagen. Sie sind zeitgeschichtlich fundiert, die Spielszenen sind mit exzellenten Schauspielern besetzt, das historische Filmmaterial ist klug ausgewählt, und die Interviews, die Breloer mit Zeitzeugen führt, sind aufschlussreich. Der Regisseur versteht es nämlich, eindringliche Fragen zu stellen, ohne indiskret zu sein.

Aber vor allem ist Breloer ein Meister des Filmschnitts, der diese vielfältigen Elemente zu einem facettenreichen Film montieren kann. So bleibt über dreimal eineinhalb Stunden hinweg die Spannung erhalten.

Auch "Speer und Er", Breloers neueste Produktion, die in dieser Woche sowohl im ORF als auch in der ARD zu sehen ist, verdient alle diese Komplimente. Hitlers Rüstungsminister Albert Speer wird in seiner ganzen Zwiespältigkeit gezeigt. Vor allem in den Interviews, die Breloer mit den drei Kindern Speers führte, wurde die gefährliche Faszination deutlich, die von diesem so intelligenten wie gewissenlosen Technokraten ausging.

Problematisch bleibt allerdings die schauspielerische Darstellung Hitlers. Zwar tut Tobias Moretti sein Bestes, doch hat er gegen den historischen Hitler keine Chance. Die wahnhafte Energie Hitlers, die in den historischen Filmdokumenten nur zu gut zu erkennen ist, kann Tobias Moretti nicht vermitteln. Wahrscheinlich ist er dafür einfach zu zivilisiert.