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Morgengabe und Taxirechnungen

Von Judith Schmitzberger

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Ihm den Titel des am längsten gedient habenden Staatsoperndirektors abzunehmen, wird vielleicht keinem seiner Nachfolger gelingen. Zwei Jahrezehnte sind eine lange Zeit. Mit welchen anderen umschreibenden Titeln Ioan Holender darüber hinaus in die Annalen eingehen wird, entscheidet die Geschichte. Die momentan kursierenden Favoriten reichen von Sparefroh bis zu Marschall der Bühne.


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Trotz aller ihm nachgesagter Eitelkeiten ist Holender eines nicht - wehleidig. Er hat die Kulturpolitik immer wieder an ihre Verantwortung erinnert, jedoch nie um Geld gejammert. Statt zu überlegen, wofür er Geld ausgeben möchte, hat sich er Gedanken gemacht, wofür nicht - für Taxirechnungen von Künstlern vom Flughafen etwa. Ob sein Sparsinn auf Kosten der künstlerischen Qualität ging, ist eine andere Frage. Seinem Nachfolger hinterlässt er als Morgengabe, wie er es nennt, immerhin 12 Millionen Euro.

Holender ist stets einen klaren Kurs gefahren. Und hat für ihn volle Verantwortung übernommen. Dass er sich auch dafür verantwortlich gefühlt hat, sich überall einzumischen, davon können Salzburg und das Theater an der Wien ein Lied mit vielen Strophen singen. Doch hinter dem klaren Kurs stand auch immer ein klarer Auftrag: "Der Steuerzahler gibt uns Geld dafür, dass wir etwas für ihn produzieren." Viel Weisheit und Demut zum Abschied.