Die Hoffnungen auf ein dauerhaftes Ende des Blutvergießens in Liberia ruhen jetzt auf Moses Blah. Präsident Charles Taylor hat seinen Stellvertreter und langjährigen Kampfgefährten zum Nachfolger bestimmt. Am Montag will Taylor endgültig zurücktreten, dann muss Blah das am Boden zerstörte westafrikanische Land wieder aufrichten. Auch wenn an seinen Händen Blut klebt: Ein anderer Politiker mit Einfluss und Durchsetzungsvermögen steht Liberia nicht zur Verfügung.
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In libyschen Guerillalagern in den späten 80er Jahren begann die gemeinsame Zeit von Blah und Taylor. Blah gehörte zu den ersten 200 Rebellen, die von der Elfenbeinküste aus nach Liberia eindrangen und den Aufstand gegen den damaligen Präsidenten Samuel Doe starteten. Dessen Soldaten hatten zuvor Blahs erste Frau getötet. Der folgende Krieg dauerte bis 1986, kostete 100.000 Liberianer das Leben.
Im Krieg war Blah ein gefürchteter General. Danach machte ihn Taylor, der inzwischen wegen Kriegsverbrechen angeklagt ist, zunächst zum Generalinspekteur für Disziplinarangelegenheiten: Blah war somit für die Exekutionen von Regimegegnern verantwortlich.
Doch die wilde Zeit hat der 56-Jährige hinter sich gelassen - zumindest äußerlich. Die Armeeuniform tauschte er gegen weite afrikanische Gewänder ein. Während sich andere Regierungsmitgliedern mit protzigen Eskorten durch Monrovia chauffieren lassen, fährt Blah seinen Jeep selbst durch die zerstörte Hauptstadt. Bisher lehnen die Führer der Rebellenbewegung Blah energisch ab. Der Gefahr bewusst, streckt Blah den Aufständischen seine Hand entgegen. "Last die Vergangenheit ruhen", sagte er Anfang der Woche. "Macht ist dazu da, sie zu teilen." Zudem beteuerte er noch am Donnerstag, nur die Ordnung wiederherstellen zu wollen und darüber hinaus keine politischen Ambitionen zu hegen.