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Der wiedergewählte IOC-Boss Thomas Bach hält also nichts von einem Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. Das Thema aufs Tapet gebracht haben Menschenrechtsgruppen und Minderheitenvertreter aus China, welche die Staatengemeinschaft neuerlich aufgefordert haben, keine Delegationen ins Reich der Mitte zu schicken. Aber Bach ist in der Angelegenheit abgebrüht, immerhin wusste er bereits bei den Sommerspielen 2008 in Peking als IOC-Vize seine Arme über das KP-Regime zu breiten.
Die Argumente sind damals wie heute dieselben: Bringt nichts, ist ungerecht und kostet viel. Als Beleg führte der Deutsche den Boykott der Sommerspiele 1980 in Moskau durch die westlichen Staaten an, von dem er selbst als junger Athlet betroffen gewesen war. Dieser Boykott hätte "keine Verbesserungen" gebracht, daher adressiere auch das IOC kritische Fragen im Rahmen ihres eigenen Verantwortungsbereichs. Zu diesem gehöre, dass während der Spiele die IOC-Charta, in der die Einhaltung von Menschenrechten verankert sei, einzuhalten sei.
Das klingt alles einleuchtend, nur hinkt der Vergleich mit Moskau 1980. Zu behaupten, dass dieser Boykott nichts gebracht hätte, ist gewagt. Mit der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki 1975, welche die Sowjetunion zur Einhaltung der Menschenrechte verpflichtete, standen die Russen ständig unter Beobachtung. Das stärkte die Opposition im Land, aber auch jene, die den Olympia-Boykott forderten (der dann mit dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan auch eintrat).
Das Problem mit China ist: Es gibt hier keine Helsinki-Akte, nichts, worauf ein Widerstand aufbauen könnte. Außerdem steht das KP- Regime gefestigter da, als es die UdSSR damals war. Dass Chinas Henker nun während der Spiele Pause haben, ist dennoch nichts, worauf man stolz sein könnte.