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"Motivation kommt von innen"

Von Reinhard Binder

Wirtschaft

Einige Chefs laut Studie ohne Antrieb. | Manager: "Hüte dich vor den Leuten, die dich von außen motivieren wollen." | Wien. Mindestens 10 Prozent der heimischen Manager sollten schleunigst ausgetauscht werden. Seit dieses Studienergebnis Anfang August von der Organisation Eucusa (European Customer Satisfaction Association) veröffentlicht worden ist, hat sich zumindest ein Teil der österreichischen Manager Zeit zur Selbstreflexion genommen: Denn wo steht sie oder er in diesem Ranking der motivationslosen Manager? Und was motiviert zur Höchstleistung?


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Teamgeist und Risiko

Als sein Wunschtraum - einen Segeltörn zu machen - in Erfüllung ging, erinnerte das Abenteuer an Deck sehr stark an die Führung eines Unternehmens. Diesen Vergleich zog zumindestens Gerald Grohman, Vorstandvorsitzender von Schoeller-Bleckmann, bei einer Abendveranstaltung zum Thema Motivation in Wien: "An Bord war es unter Deck so eng, dass wir fast übereinander lagen", erzählt Grohmann, der seit 2001 den Weltmarktführer bei Öl-Equipment leitet.

Bei der 14-tägigen Atlantik-Überquerung gab es alle drei Stunden einen Wachwechsel und ein anderes Team musste das Steuer übernehmen - egal bei welchem Wetter oder um welche Uhrzeit. Teamgeist ist oberstes Gebot. Daneben ist die Risikoabschätzung einer der größten Herausforderungen: Ob Flaute oder Sturm - schon ein kleiner Fehler könnte das ganze Boot zum Kentern und die Crew in Gefahr bringen. Daher braucht es - wie in der Wirtschaft - top-motivierte Skipper, die das Schiff auch durch noch so unruhige Gewässer bringen.

Spaß an der Arbeit gefolgt von Teamgeist und Anerkennung durch Kollegen ist auch laut einer Eucusa-Studie unter Führungskräften die beste Motivation für Manager. Geld alleine reiche demnach nicht aus um zu motivieren. Grohmann sieht vor allem die eigene Einstellung für einen erfolgreichen Job als entscheidend an.

Sich selber motivieren

"Motivation muss immer von innen kommen", sagt der Top-Manager und warnt zugleich: "Hüte dich vor den Leuten, die dich motivieren wollen." Das führe nämlich nur zu einer ungewollten Abhängigkeit. Auch wenn ein Drittel aller Mitarbeiter ohne eigene Führungskompetenzen in der Umfrage zur Studie angab, dass ihre Vorgesetzten sie nicht für ihren Job begeistern können, gehört es für Grohmann nicht zur Aufgabe von Führungskräften, die eigenen Mitarbeiter zu motivieren. Viel wichtiger sei es, die Mitarbeiter nicht zu demotivieren. Optimale Arbeitsbedingungen, klar definierte Ziele samt regelmäßigem Feedback führen dann ohnehin zur Selbstmotivation.

Offene Tür für Mitarbeiter

Auch Gabriela Petrovic, kaufmännische Generaldirektorin der Statistik Austria, hat schon einige unruhige Schifffahrten seit der Ausgliederung erlebt. Für die Managerin ist ein optimales Arbeitsklima motivierend. "Ich lebe im Büro", sagt Petrovic und hat deshalb ihren Arbeitsplatz wie ein Wohnzimmer mit Schreibtisch eingerichtet. Da sie leidenschaftlich Stofftiere sammelt, dürfen auch diese im Büro nicht fehlen. Das Unternehmen sieht sie wie eine große Familie; sie pflegt einen offenen und direkten Umgang mit den Mitarbeitern. "Nur wenn es allen Mitarbeitern gut geht, geht es auch dem Unternehmen gut." Daher stehe ihre Bürotür bei Problemen jedem Mitarbeiter offen.