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Motorola zittert sich in Googles Arme

Von mei

Wirtschaft

Zustimmung der chinesischen Wettbewerbshüter zu Übernahme durch Google ausständig.
| Teilerfolg im Patentstreit gegen Microsoft vor deutschem Gericht.


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Libertyville. Eigentlich galt die Zukunft des Handyherstellers Motorola Mobility als geregelt: Dank der Milliardenofferte von Google wähnte sich der Mobilfunk-Veteran in Sicherheit, der Fortbestand der traditionsreichen Produktion schien ungefährdet. Inzwischen aber tauchen dunkle Wolken am Himmel auf: So lässt der Abschluss des Verkaufsprozesses weiter auf sich warten. Und zu allem Überfluss schwimmen Motorola am Handymarkt auch noch die Felle davon. Bei den Handyverkäufen musste man zu Jahresbeginn Rückgänge hinnehmen, der Verlust stieg im ersten Quartal auf 86 Millionen Dollar.

Insgesamt lieferte Motorola Mobility im ersten Quartal 8,9 Millionen Mobiltelefone aus und damit um 4,3 Prozent weniger als in den ersten drei Monaten des Vorjahres, als noch 9,3 Millionen verkauft werden konnten. Gleichzeitig stieg der Quartalsverlust von 81 Millionen Dollar auf 86 Millionen Dollar an. Für den einzigen Lichtblick in diesem Jahr sorgte bisher die Smartphone-Sparte: In Summe konnten 5,1 Millionen Stück der hochpreisigeren Motorola-Mobiltelefone abgesetzt werden, was den Umsatz immerhin um 2 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar ansteigen ließ.

Die Ausweitung des Verlustes ließ dennoch die Alarmglocken schrillen. Abhilfe soll daher eine Beschleunigung des Verkaufsprozesses an Google schaffen: "Wir arbeiten weiterhin sehr eng mit Google zusammen, um die vorgeschlagene Fusion noch im ersten Halbjahr abschließen zu können", bemüht sich Motorola-Boss Sanjay Jha klarzustellen.

China tritt auf die Bremse
Abhängig ist dieser Zeitplan allerdings auch von den Wettbewerbshütern. Obwohl die Behörden in der EU und den USA bereits ihre Zustimmung erteilt haben, dauert die Prüfung in China noch an. Man arbeite daher "eng mit den Behörden in China für eine Zustimmung zur Übernahme zusammen", ließ Motorola bei der Präsentation der Quartalsergebnisse wissen.

Neben Motorola hängt vom Erfolg dieser Übernahme viel ab. 12,5 Milliarden Dollar lässt sich der IT-Riese das Handy-Urgestein kosten. Hintergrund ist vor allem der reiche Schatz an über 17.0000 Motorola-Patenten, die Google gerade beim Ausbau der Marktposition im lukrativen Smartphonesegment nutzen will.

Dass Motorola diesen Schatz einzusetzen weiß, zeigte indes auch ein Gerichtsurteil aus Deutschland: In einer Auseinandersetzung über Basispatente setzte sich Motorola vor dem Landgericht Mannheim gegen Microsoft durch. Der Softwareriese und Xbox-Hersteller wurde zu Schadenersatz sowie zu Rückholung der Spielekonsole Xbox und des Betriebssystems Windows 7 aus dem Vertrieb verdonnert. Microsoft kündigte allerdings an, gegen das Urteil zu berufen.