Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Fernsehen und Radio arbeiteten sich am 1. Mai, am "Tag der Arbeit", ab. Das Ergebnis war ziemlich durchwachsen: Ö1 brachte ein Feature über Wiener Straßenbahner, von denen einer sich nach der Lehre als Industriekaufmann den Kindheitstraum verwirklichte und bald glücklich auf vorgegebenen Wegen durch Wien zockelte. 3sat brachte um 20.15 Uhr mit "Ein Mann stürzt ab" einen Film von Heide Pils aus dem Jahr 1998, der vorführte, wohin der patriarchalische Mann geraten kann, wenn er seinen Job verliert, nämlich unter Mordverdacht. Na ja. Arte zeigte uns derweil eine Reportage über eine walisische Kohlenmine, die bei ihrer geplanten Schließung im Jahre 1995 von den Arbeitern selbst übernommen worden war und seither Gewinne erwirtschaftet.
Unanstrengend und witzig gestaltete sich in ORF 2 das Programm, als Helmut Zilk den "Lebenskünstler" DDr. Günther Nenning zum Gespräch traf. Der aus der SPÖ ausgeschlossene Hirsch aus der Hainburger Au Nenning ist mittlerweile 80 Jahre alt, und wenn man ihm zuhört, wie er die Welt zwischen Natur, Marx, Gott und der Liebe betrachtet, wünscht man sich und ihm, er möge mindestens 120 Jahre alt werden. Mein Leserinnenverhältnis zu seinen Texten war in der Vergangenheit nie ganz friktionsfrei. Was allerdings unwiderstehlich wirkt an Nenning, ist sein gänzliches Unmodischsein. Zilk fragt: "Was macht dir Sorge für die Zukunft dieses Landes?" Andere hätten vielleicht auf die Globalisierung oder den Klimawandel hingewiesen, Nenning antwortete bündig: "Gar nix."