Für Investoren-Familie Slim sind vor allem Märkte in Osteuropa attraktiv.
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Wien. Die Telekom Austria schippert in ruhigere Gewässer. Neben der staatseigenen Industrieholding ÖIAG, die 28,42 Prozent an der Telekom hält, steigt nun groß die niederländische Amov Europa B.V., ein Unternehmen des börsenotierten mexikanischen Telekomkonzerns América Móvil, bei der Telekom ein. "Langzeit-Investor" Ronny Pecik stieß sein Aktienpaket (20 Prozent) ab. So werden die Mexikaner in den nächsten Monaten insgesamt 22,76 Prozent der Telekom-Stimmrechte erwerben; 6,75 Prozent haben sie bereits gekauft. Weitere 3,14 Prozent der Telekom-Aktien hält die mexikanische Gesellschaft Immobiliaria Carso, die der Familie Slim gehört.
Analyse der Erste Bank
"Meiner Meinung nach wird die ÖIAG der größte Einzelaktionär bleiben", sagt Osteuropa-Analystin Vera Sutedja von der Erste Bank zur "Wiener Zeitung". "Nach Abschluss der Transaktion verfügen die ÖIAG und América Móvil zusammen über die Kontrollmehrheit bei der Telekom Austria. Daher sehen wir keinen Grund, dass ein volles Übernahmeangebot gemacht wird." Sutedja rechnet aber mit dem Abschluss eines Shareholder Agreements (Aktionärsvereinbarung) zwischen den beiden Großaktionären - ähnlich wie es bei der OMV praktiziert wird.
Das Unternehmen América Móvil aus dem Mega-Konzern des mexikanischen Unternehmers und Dollar-Multi-Milliardärs Carlos Slim Helú und dessen Söhne Patrick und Carlos Slim Domit nutzen laut Erste Bank die Krise in Europa für Investments. "Sie haben eine Chance gesehen, über die Telekom Austria nicht nur in Österreich, sondern in den CEE-Ländern einzusteigen", sagt die Erste-Bank-Analystin. "Die Mobilfunkunternehmen in Zentral- und Osteuropa sind sicher für Slim sehr attraktiv." Außerdem sei es für die Telekom Austria sehr positiv, mit América Móvil einen Kernaktionär mit Telekom-Know-how zu haben.
Klare Verhältnisse geschaffen
"Es sind jetzt klare Verhältnisse geschaffen, und solange die ÖIAG und Slim an einem Strick ziehen, kann es nur gut für die Telekom sein", meint Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger (IVA). "Ich glaube nicht, dass die Mexikaner nur zusehen, sondern ich rechne damit, dass es zu einem Syndikatsvertrag zwischen der ÖIAG und América Móvil und zu einem Übernahme-Pflichtangebot kommen wird." Nachsatz: "Ich glaube auch, dass eine Lösung angestrebt wird, wie bei der OMV, wo die ÖIAG einen Syndikatsvertrag mit einem ausländischen Partner hat." Für Rasinger macht das Investment der Familie Slim bei der Telekom Austria vor allem durch deren Engagement beim niederländischen Telekommunikationskonzern KPN Sinn.
Übernahme in Niederlanden
Denn die Amov Europa B.V ist vor der Telekom Austria bei KPN eingestiegen. Zu KPN gehört auch der deutsche Mobilfunkanbieter E-Plus. Ende Mai 2012 machte Amov den KPN-Aktionären ein Teil-Übernahmeangebot in Höhe von acht Euro je Aktie. Am 27. Juni läuft die Frist für die Annahme ab, dann will die América Movil S.A.B. DE C.V. bis zu 27,7 Prozent an KPN halten. Indes soll Pecik von Amov 9,5 Euro pro Aktie erhalten. Da Pecik 640 Millionen Euro Fremdkapital für den Kauf von 92,9 Millionen TA-Aktien aufgenommen haben will, rechnen Insider, dass Pecik Kosten von 30 bis 50 Cent pro Aktie bei der Gesamt-Transaktion hatte.