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Multikulti an Afrikas Ostküste

Von Christine Penker

Politik

Die Insel Sansibar an der Ostküste Afrikas hat schon viele Reisende angelockt. Auch bekannt als Gewürzinsel, ist sie nicht nur ein beliebtes Ziel für Touristen. Schon seit Jahrhunderten zieht die Insel Menschen aus aller Welt, auf der Suche nach Reichtum oder einer besseren neuen Heimat, an. Hält man sich die Geschichte Sansibars vor Augen, finden sich auch rasch Gründe für ihre magische Anziehungskraft.


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Der Indische Ozean hatte für Sansibar im Lauf der Zeit eine ähnliche Funktion, wie das Mittelmeer für die nord-afrikanische Küste und ihre Beziehungen zu Südeuropa. Sansibaris gelten allgemein als Volk mit arabischem und persischem Blut, das sich nach und nach mit den Bewohnern des angrenzenden Küstenlandes Tanzania vermischt hat. Unglaublich viele weitere Nationalitäten - unter anderem Sumerer, Ägypter, Assyrer, Phönizier, Inder, Chinesen, Portugiesen, Holländer und Engländer sind im Lauf der Jahrhunderte auf Sansibar zusammengekommen. Ihre letzte Blütezeit erlebte die Insel im frühen 19. Jahrhundert.

Nach der Einfuhr des Gewürznelkenbaums im Jahr 1806, entwickelte sich Sansibar unter der Herrschaft der Araber zur führenden Handelsmetropole der Ostküste. Im Zuge der Kolonialisierung durch die Briten änderte sich die Situation. Die Sultane aus dem Oman regierten zwar unter britischem Protektorat weiter, wurden aber 1964 in einer blutigen Revolution gestürzt. Kurze Zeit später kam es zum Zusammenschluss Sansibars mit Tanzania.

Nach vielen Jahrhunderten Besetzung und einer Vergangenheit als wichtiges Handelszentrum, ist Sanzibar heute zum Schmelztiegel verschiedenster Kulturen geworden. Sanzibaris sind als Menschen bekannt, die man fast überall auf der Welt finden kann. Allgemein gültig ist aber die Liebe zum "Tarab" - der traditionellen Musik mit den anzüglichen Texten, die ihren Ursprung im frühen Bagdad hatte - und andererseits die überzeugte Hingabe zum Koran - 95 % der Sansibaris sind Muslime.

Jeder wahre Sansibari weiß: "There is a time to play and a time to pray!" Besuchern wird diese Lebensart schnell bewusst und es ist noch niemandem schwer gefallen, sich rasch anzupassen.

Aber auch die 250.000 Einwohner Sansibars sind nicht vor gegenwärtigen Problemen wie Armut oder politischen Krisen gefeit. Tatsache bleibt aber, dass es in Lauf vieler Jahrhunderte gelungen ist, auf der "Gewürz-Insel" Sanzibar verschiedenste Kulturen relativ harmonisch zusammenzuführen, ohne dadurch die Identitäten der einzelnen Gruppen verblassen zu lassen.

Christine Penker ist Mitarbeiterin von Radio Afrika. Sie hat Tansania als Stipendiatin von Radio Afrika/Grenzenlos letzten Monat besucht, und hat ein Praktikum im Tansanischen Fernsehen absolviert.