Die Vielfalt in der Wiener Erzdiözese. | Auf die Messe folgt der soziale Kontakt.
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Wien. Ein Fünftel der Wiener Katholiken hat Migrationshintergrund. „Diese Gruppe ist sehr aktiv. Sie unterstützt, gestaltet und finanziert die Diözese Wien genauso mit wie die deutschsprachigen Gemeinden”, meint Alexander Kraljic von der Arbeitsgemeinschaft Afro-Asiatischer Gemeinden. Die Diözese Wien wisse auch um die große Zahl nicht-deutschsprachiger Gemeinden und schätze sie als Bereicherung. „Die Diözese will Möglichkeiten bieten, die eigenen Wurzeln zu bewahren und trotzdem das Wiener Gemeindeleben zu teilen”, so Kraljic.
Besonders groß sind die kroatische und die polnische Gemeinde, doch es gibt auch verschiedenste außereuropäische Gemeinden. Während die Afrikaner oft gemeinsam den Gottesdienst feiern, teilt sich die lateinamerikanische Gemeinde in spanisch- und portugiesisch-sprachige Gruppen. Die asiatischen Gemeinden sind wegen ihrer Sprachenvielfalt und der Unterschiede bei den Riten in viele kleine Gruppen mit eigenem Gottesdienst zersplittert. Die philippinische und die südindische Gruppe sind am größten und aktivsten, doch auch die Koreaner sind trotz ihrer geringen Zahl sehr engagiert.
Die Kirche stärkt den Zusammenhalt der Community und den Kontakt zu den Wiener Katholiken. „Muttersprachliche Gottesdienste fördern die Sprachfähigkeit der zweiten Generation. Die Priester kommen wenn möglich aus dem Herkunftsland”, sagt Kraljic. Nach der Liturgie wird gemeinsam gegessen. „Häufig sind diese Treffen die einzige Austauschmöglichkeit innerhalb der Community, da viele verstreut über ganz Wien leben.”
Die Diözese versuche, den Gemeinden zu helfen, sich selbst zu organisieren. „Durch Eigeninitiative kommen Nachbarschaftsprojekte und Sprachkurse zustande, die viel besser angenommen werden als Angebote von Außenstehenden”, so Kraljic.
Die südindische Community hält nach der Messe Sprachkurse in Malayalam ab, die Koreanern haben koreanisches Essen - sehr zur Freude der Jugendlichen. Fast alle Koreaner sind Mitglied einer der acht koreanischen Kirchen. „Etwa 200 besuchen den Sonntagsgottesdienst in der Pfingstkirche und in der presbyterianischen Kirche”, sagt Soobang Yoo vom Verein Koreanisches Kulturhaus Österreich. Die restlichen Gläubigen gehen in englischsprachige Messen.
„Das Interesse an der Kirche beschränkt sich nicht auf Gottesdienste”, betont Veronika Kim-Hauser von der Asiatischen Gemeinschaft in Wien. Fast alles wird in der Kirche organisiert: Arbeitsplätze, Flugangebote, Partnersuche. Ein Koreaner, der nach Wien kommt, wird als Erstes in eine Kirche geschickt.
Unter den nichteuropäischen Gemeinden ist die philippinische am größten. Die meisten Philippiner wurden in der spanischen Kolonialzeit christianisiert. Sie pflegen ihren Glauben auch in der Diaspora. „Die philippinische Identität im Ausland ist sehr stark mit der Kirche verbunden”, sagt Angelina Banke, ehemalige Obfrau des Dachverbands der Philippiner.
Als areligiös bezeichnen sich viele Chinesen. Doch auch sie besuchen Messen. „Manche treten dem Christentum bei, um westlicher zu werden und Kontakte zu anderen Chinesen aufrechtzuerhalten”, erklärt die Insiderin Mingnan Zhao.
Die Diözese organisiert mehrmals im Jahr liturgische Feiern für alle Gemeinden. Das sorgt für interkulturellen Austausch.