Rom · Unter dem Motto "Ein multikulturelles Europa als Garantie für Frieden" führt der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner seine Kampagne als Spitzenkandidat der Grünen für die Wahl des | Europaparlaments am 13. Juni. Messner will in den beiden norditalienischen Wahlkreisen den Sprung nach Straßburg schaffen. "50.000 Vorzugsstimmen brauche ich, um gewählt zu werden. In Südtirol bin | ich seit 20 Jahren in politischen Auseinandersetzungen präsent. Schwieriger wird für mich der Wahlkampf im nord-westlichen Wahlkreis, wo ich nicht zu Hause bin", betonte Messner in Rom.
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Das Europa der Regionen, eine Umweltpolitik für die Alpen und der Einsatz für die Berglandwirtschaft sind einige Themen, die Messner besonders am Herzen liegen. "Ich hätte nichts dagegen, wenn das
alte Tirol kulturell, wirtschaftlich und emotional wieder zusammenrückt. Das könne man aber nur erreichen, wenn die Menschen aktiv mitwirken. Heute sei der Begriff Euregio "nur Wunschdenken, das ein
Paar Politiker als Schlagwort nutzen".
Um ein Europa der Regionen zu verwirklichen, müsse man vor allem die Menschen zusammenbringen. "Ich möchte zum Beispiel eine Begegnungsstätte für deutschsprachige und italienische Dichter schaffen.
Das einsprachige Land ist endgültig vorbei, nur das multikulturelle und interethnische hat Zukunft", betont Messner.
Der 54jährige, der die 14 höchsten Gipfel der Welt bestiegen hat, will sich als Europaabgeordneter auch für die Alpen einsetzen, um sie vor aggressivem Tourismus zu schützen. "Der Massentourismus ist
kein Fehler, wenn es dafür tragbare Strukturen gibt und eine neue Freizeitkultur gefördert wird. Man muß europaweit die Bedingungen schaffen, damit die 13 Millionen Menschen, die in den Alpen leben,
Arbeitsplätze haben und sich zugleich als Verteidiger der Berge einsetzen können. Mit der Ökologie verbundene Berufe haben daher Zukunft", erklärte Messner, der vor wenigen Tagen mit der Eröffnung
von drei Geschäften mit typischen Produkten aus Südtirol eine neue Karriere als Kaufmann gestartet hat.
Messner sieht in der Südtirol-Autonomie ein Modell, das man auch als Vorbild für einen soliden Frieden auf dem Balkan teilweise anwenden könnte: "Natürlich sind wir nur eine kleine Gruppe von 400.000
Personen, doch wir sind für ganz Europa ein Beispiel für das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Minderheiten. Die italienische Regierung hat viel für die Autonomie Südtirols geleistet, doch
der Integrationsprozeß ist noch nicht beendet. Wirtschaftlich sind wir zwar zusammengerückt, aber kulturell bleibt noch vieles zu tun."