Eine Englischlehrerin sorgt in den USA mit ihrer Kritik am Schulsystem und dem Beschimpfen von Schülern für landesweite Diskussionen. Bis sie suspendiert wurde, war Natalie Munroes Bekanntheitsgrad auf ihr persönliches Umfeld und ihre Schüler beschränkt. Doch dann entdeckte jemand, was die Englischlehrerin an der Central Bucks East High School in Dolyestown (US-Bundesstaat Pennsylvania) wirklich über einige ihrer Schützlinge dachte.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Tag für Tag machte sich Munroe in ihrem - mittlerweile entfernten - Internet-Blog "Where are we going and why are we in this handbasket?" (etwa: "Wohin gehen wir und warum geht es mit uns den Bach runter?") Luft über ihrer Meinung nach missratene Schüler. Die 30-jährige Pädagogin beschrieb sie als "absolut widerlich", als "faule Jammerlappen", die sich um Jobs bei der Müllabfuhr bewerben sollten. Einen Schüler hielt sie ganz offen für einen "Trottel in absolut jeder Hinsicht", während sie den Eltern eines anderen am liebsten ins Gesicht gesagt hätte: "Ich hasse Ihr Kind!"
Munroe ging davon aus, dass ihr Blog im Internet gut verborgen sei, doch ein Schüler stieß auf die Einträge. Wirklich Mühe hatte sie sich allerdings bei der Anonymisierung nicht gegeben. Sie schrieb den Blog unter dem Namen Natalie M. und hatte sogar ein Foto von sich dazugestellt.
Als die Schule Mitte Februar Wind von dem Internet-Auftritt bekam, zog sie die Konsequenzen und suspendierte die Lehrerin. Die Medien griffen die Geschichte auf, und seitdem steht Munroe, die derzeit ihr zweites Kind erwartet, im Mittelpunkt einer landesweiten Debatte. Allerdings geht es dabei weniger um ihre herabwürdigenden Aussagen als um ihre Kritik an der ihrer Meinung nach heruntergekommenen Jugend und die Zustände an US-Schulen.
"In unserem Bildungssystem gibt es ernsthafte Probleme", erklärt Munroe. "Wenn dieser Skandal die Tür für einen Dialog öffnet, dann soll es so sein." Innerhalb kürzester Zeit bekam auf Facebook die Gruppe "Ich unterstütze Natalie Munroe" 3000 Fans, während die Gegengruppe "Bestraft Munroe hart" bei 500 Anhängern hält. "Die Studenten kommen nicht lernwillig und mit einem Apfel für den Lehrer in die Klasse", ereifert sich eine Befürworterin. Eine Gegnerin wiederum rät Natalie Munroe, mit dieser Einstellung ihren Beruf an den Nagel zu hängen.
Doch während die Lehrerin in ihrem Blog wissen ließ, dass einige ihrer Schüler schlauer aussähen, als sie in Wirklichkeit seien, gab eine Schülerin nun dieses Kompliment zurück. Munroe hätte wissen müssen, dass im Internet nichts verborgen bleibt.