"Gib Deinen Münzen eine Chance - Spende für Menschen in Not", so lautet ein Spendenaufruf der ORF-Aktion "Licht ins Dunkel". Auch die neue "Ö3-Wundertüten"-Kampagne ruft anlässlich des endgültigen Währungstausches dazu auf, altes Kleingeld für den guten Zweck zusammenzusuchen und zu spenden. Ex-Skirennläufer Armin Assinger zeigt im ORF-TV-Spot rasant, wo überall alte Münzen im Haushalt zu finden sind. Wer schon einmal überlegt hat, was mit dieser bunten Anhäufung von Kleingeld passiert, dem sei verraten, dass es in der Nähe von London einen Familienbetrieb gibt, der sich ausschließlich der Verwertung von Münzgeld widmet.
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"Ich war Flughafen-Polizist", erzählt Firmengründer und -inhaber John Baker die Entstehungsgeschichte der Geschäftsidee: "Eines Tages bekam ich ein neues Büro zugewiesen, das vorher von einer Billig-Fluglinie genützt worden war. Bei dieser Airline mussten Getränke an Bord bezahlt werden - im Büro habe ich Säckchen und Schachteln voller Münzen unterschiedlicher Herkunft gefunden, die niemand wollte. Also habe ich so zwischendurch die Münzen sortiert, bei Reisen umgetauscht und gespendet - so ist mir die Idee gekommen, das professionell zu machen."
"Unattraktives Diebsgut"
Die Idee ist zwanzig Jahre alt, so alt wie Bakers "Coin Co International" (CCI) in Burgess Hill/Sussex. Heute reist Baker nicht mehr selbst mit Münzsäckchen herum. Zum CCI-Service gehört die Abholung der Münzen vom jeweiligen Auftraggeber in Europa per Lkw, die Sortierung und Erfassung der - bisher 189 - Währungen mit Wertangaben nach jeweiligem Mittelkurs, die Übermittlung der Münzen an die entsprechenden Notenbanken sowie die Zahlungsabwicklung an die CCI-Auftraggeber. Versichert sind die Münz-Transporte bei Lloyds in London, aber: "Kleingeld-Münzen sind ein unattraktives Diebsgut", so Baker. Im Zuge der Euro-Umstellung hat die Europäische Zentralbank (EZB) das britische Unternehmen um Unterstützung gebeten - naturgemäß arbeitete Baker schon davor nicht nur mit der Britischen Nationalbank, sondern mit Notenbanken rund um die Welt zusammen, ebenso wie mit den jeweiligen (staatlichen) Münzunternehmen.
Münzen rund um die Uhr
Rund 2.000 Kunden in ganz Europa zählt das Unternehmen heute, darunter die Deutsche Bundesbank, die Deutsche Bundesbahn, die schwedische Fluglinie SAS, die British Telecom - und vor allem Spendenorganisationen wie Unicef, WWF, das Rote Kreuz, "Save the Children" in Holland, "Pennies from Heaven" in Irland und viele mehr.
Denn gerade im Zuge der Euro-Bargeldeinführung haben viele der gemeinnützigen Organisationen zum Spenden der alten Münzen aufgerufen, Spendenboxen aufgestellt oder Spendensäckchen verteilt. Baker erwartet daraus eine "massive Erhöhung" des durchschnittlichen CCI-Jahresumsatzes von 6 Mill. Pfund (rund 98,4 Mill. Euro/138 Mill. Schilling) - nicht umsonst sind seine 91 MitarbeiterInnen derzeit im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr mit Sortieren und Zählen befasst. Die Dienste für Österreichs Hilfsaktion sind seit vergangenem Freitag besiegelt: "Licht ins Dunkel"-Präsident Erich Hanke und Geschäftsführerin Christine Tschürtz unterzeichneten einen Kooperationsvertrag mit CCI. Und handelten günstigere Bedingungen aus: Für "Licht ins Dunkel" hat Baker seinen normalen 15%-igen Kostensatz reduziert.
23 Euro pro Kilogramm
Mit der neuen "Ö3-Wundertüten"-Kampagne, an der sich die Österreichische Post via Verteilung an 3,5 Millionen Haushalte und die Münze Österreich als zentrale nationale Sammelstelle beteiligen, will Bergmann noch einmal "voll durchstarten". 43 Tonnen Münzen hat CCI für Österreich bereits bearbeitet, Bergmann erwartet aus den "Wundertüten" für "Licht ins Dunkel" noch einmal so viel. Als Durchschnittswert gibt Baker 23 Euro Gegenwert pro Kilogramm Münzen an. Österreich liege damit an der Spitze - aus Belgien kamen bisher 23 t, aus Holland 19 t, aus der Schweiz 10 t Münzen aus Spendenaktionen: "Die ÖsterreicherInnen sind sehr großzügig", sagt Baker.
20 t Münzen würden in Österreich schon auf den Transport nach England warten, erklärt Bergmann. Ohne einen professionellen Partner wie CCI wäre das Münzensortieren und Zählens nicht zu bewältigen.
In Österreich läuft die Kleingeld-Sammelaktion für "Licht ins Dunkel" seit Frühjahr 2001. 15 österreichische Unternehmen und Institutionen unterstützen die Aktion. "Wir nehmen natürlich gerne auch übrig gebliebene Geldscheine", sagt Bergmann, "in Anbetracht der hohen Wechselgebühren zahlt sich das Wechseln etwa eines 10 DM-Scheines nicht aus". Bis zum 31. März müssen die "Ö3 Wundertüten" bei den Postämtern abgegeben werden, erklärt Martin Radjaby-Rasset von Ö3.
Rund 86% der insgesamt ausgegebenen Schillingmünzen seien von der Münze Österreich bereits "verstaltet", das heißt unbrauchbar gemacht worden, damit sie der Metallverarbeitung zugeführt werden können. Rund 400 Millionen Stück österreichischer Münzen seien noch im Umlauf, schätzt Radjaby-Rasset. Und genau die will Ö3 mit der neuen Kampagne "mobilisieren". Das "Ö3- Wecker"-Team mit Hary Raithofer, Robert Kratky, Daniela Zeller und Andreas Jäger unterstützt die Aktion tatkräftig: Wer will, kann Name, Telefonnummer und Weckzeit auf der "Wundertüte" angeben und wird mit etwas Glück mit seinem Lieblingshit vom "Wecker"-Team in den neuen Tag begleitet. Die Spenden aus den "Wundertüten" gehen in den Soforthilfefonds von "Licht ins Dunkel", der plötzlich in Not geratene Menschen rasch und unbürokratisch unterstützt. 2001 wurde daraus mit rund 20 Mill. Schilling 3.407 Menschen in Österreich geholfen.
http://www.lichtinsdunkel.orf.at