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Murdoch beugt sich dem Druck

Von Georg Friesenbichler

Politik

U-Ausschuss zu Verbindung von Medien und Politik. | Cameron spricht von „Feuersturm”.


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London. Der politische Druck wurde zu groß für Rupert Murdoch und sein Medienimperium News International: Noch ehe die drei großen Parlamentsparteien Murdoch auffordern konnten, seine Pläne zur Komplettübernahme des Bezahlsenders BSkyB aufzugeben, zog der Konzern sein Angebot zurück. „Es ist klar geworden, dass ein Weitermachen in dieser Atmosphäre zu schwierig ist”, sagte der Konzernvorstand.

Das feindliche Klima war durch eine Abhöraffäre riesigen Ausmaßes entstanden, in der rund 9000 Telefone von Verbrechensopfern, Prominenten und Politikern durch Murdoch-Leute angezapft wurden, um die erlangten Informationen in Exklusivmeldungen umzusetzen. Sogar die konservativ-liberale Regierung war schließlich bereit, sich einem Labour-Antrag anzuschließen, mit der Murdoch aufgefordert wurde, mit der Übernahme von BSkyB so lange zu warten, bis die Vorgänge untersucht sind.

Zurzeit hält der konservative US-Unternehmer Murdoch, der in seiner Heimat unter anderem den TV-Sender Fox und das „Wall Street Journal” sowie in Großbritannien das Boulevard-Blatt „The Sun” betreibt, 38 Prozent an dem Unternehmen British Sky Broadcasting, das ihm schon einmal ganz gehörte. Im Gegensatz zum Ableger Sky Deutschland, der im Minus operiert, ist BSkyB mit einem Gewinn von mehr als einer Million Pfund jährlich hoch profitabel. Acht Milliarden Pfund wollte sich der Medienmodul die vollen 100 Prozent kosten lassen - fast so viel gingen dem Konzern allerdings durch den Einbruch der Aktienkurse nach dem Abhörskandal verloren. Experten halten es für möglich, dass sich Murdoch jetzt überhaupt aus Großbritannien zurückziehen muss. Käufer für seine Blätter, zu denen auch die renommierte „Times” gehört, hat er bisher freilich nicht gefunden.

Breite Untersuchung

In seiner Stellungnahme vor dem Parlament meinte Premier David Cameron: „Ein Feuersturm verschlingt Teile unserer Medien, Teile der Polizei und auch die Fähigkeit unseres politischen Systems, darauf zu reagieren.” Genau dieser Thematik soll sich nun ein Untersuchungsausschuss annehmen, der nicht nur die Abhöraffäre, sondern auch Medienethik und die Beziehung von Medien, Polizei und Politik ausleuchten soll. Immerhin hatten alle Parteien lange mit Murdochs Medienmacht gemeinsame Sache gemacht. Erste Ergebnisse der Untersuchung sollen in einem Jahr vorliegen. Zum Vorsitzenden bestellte Cameron den Richter Brian Leveson. Den hat die „Sun” schon einmal „Softie” gescholten.