Wie sich die Bilder gleichen. Skandal im Museum! Ob diese Schlagzeile nun 2005 das Kunsthistorische Museum (KHM) traf, zuletzt das Museum für angewandte Kunst (MAK) oder nun die Kunsthalle Wien: Der Lauf der Ereignisse hat mittlerweile fast schon so etwas wie einen rituellen Ablauf. Erster Akt: Der Vorwurf persönlicher Bereicherung erschallt; übergeordnete Stellen beginnen zu mauern. Zweiter Akt (und der hat Längen): Die Mauer beginnt zu bröckeln. Dritter Akt: Je nach Stärke des Beschusses wird der Direktor am Ende immerhin getadelt. Oder die übergeordnete Instanz vollzieht gar eine Kehrtwende. Wie im Fall der "Fristlosen", mit der das Kuratorium des MAK zuletzt den Ex-Direktor des Hauses, Peter Noever, bedacht hat.
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Freilich: Würde man die Causa Kunsthalle - derzeit wohl am Beginn des zweiten Akts - zum Abziehbild bisheriger Museumsskandale erklären, käme dies einer sträflichen Vorverurteilung gleich. Direktor Gerald Matt, so seine Kritiker, soll Mitarbeiter seines Hauses für private Projekte ausgenützt haben - das ist bisher aber nicht mehr als ein Vorwurf. Doch es gibt eben gewisse Konstanten, die ein Fehlverhalten österreichischer Museumsdirektoren zumindest begünstigen.
Das Hauptproblem wohl: die Amtszeiten. Amtszeiten nämlich, die aufgrund etlicher Verlängerungen oft nahezu biblische Dauer erreichen - und somit das Problem zeitigen, dass die Führungsperson eines Tages nicht mehr trennscharf zu unterscheiden weiß, was nun ihr persönlich und was dem Museum gehört. Und weil man die Damen und Herren des Kontrollgremiums - im Falle von Bundesmuseen wie KHM und MAK die Kuratorien - mittlerweile ja prächtig kennt, verwandeln sich diese Herrschaften vom drohenden Argusauge in einen behaglichen Schutzschild. Und wenn man außerdem noch in der Politik bestens, nun ja, vernetzt ist: Dann ist der Weg bis zur eigenen Demontage, wie hart die Anwürfe der Gegner auch sein mögen, natürlich ein langer.
Was tun? Die naheliegende Gegenmaßnahme, also Museumsdirektoren gar nicht mehr zu verlängern, scheint nicht die beste. Warum nicht jemanden behalten, wenn er seinen Job perfekt macht? Der Stein der Weisen: ein sensibles System entwickeln, das gegebenenfalls prompt den Schleudersitz betätigt.
Gerade das aber ist in öffentlichen Museen kein Leichtes. Denn einerseits können in der Kunstwelt nicht nur Wirtschaftszahlen das Richtmaß sein. Andererseits ist der Eigner, ob nun Staat oder etwa die Stadt Wien, bemüht, dem Museum - Stichwort künstlerische Autonomie - eine lange Leine zu gönnen. Womit es doppelt schwer fällt, gegebenenfalls das schwarze Schaf zu erkennen.
Aber darum sollten Politiker in diesem Bereich wohl auch jeden Vorwurf zumindest doppelt so ernst nehmen. Und sich nicht stets eine lange, wunderbare Freundschaft erwarten.