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Musharraf wird trotz Rücktritt die Regierung weiter beschäftigen

Von Agnes Tandler

Analysen

Pervez Musharraf ist weg, der Streit über ihn geht weiter. Auch am Dienstag berieten die Spitzen der Regierungskoalition in Islamabad, wie sie mit dem Ex-General und früheren Staatschef umgehen wollen, der fast neun Jahre lang Pakistan regiert hat. Soll er als Pensionär in seinem Landhaus bei Islamabad künftig Bridgepartien organisieren und an seinem Golfhandicap arbeiten oder soll er doch ins Exil, und wohin? | Und noch eine Frage beschäftigt die Koalition nach dem Abgang Musharrafs: Wer wird der nächste Präsident Pakistans und welche Machtbefugnisse soll dieser haben?


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Im Moment hat der Präsident noch das Recht, das Parlament aufzulösen. Das möchte Nawaz Sharif, der Chef der Muslim-Liga-N (PML-N), schleunigst gestrichen sehen. Das könnte aber schwierig werden, wenn, wie spekuliert wird, der Chef der Pakistanischen Volkspartei (PPP), Asif Ali Zardari, den Posten haben will. Unklar ist, wie die Regierung hier eine gemeinsame Linie finden will.

Nach den Wahlen im Februar, die für Musharraf und die ihm nahestehende Partei verheerend ausgefallen waren, sind PPP und PML-N eine Koalition eingegangen. Viel eint die früheren politischen Feinde nicht. Nun, wo Musharraf weg ist, haben sie praktisch keine gemeinsamen Ziele mehr. Man darf gespannt sein, ob die Regierung überhaupt je zu regieren anfängt.

"Lieber einen demokratischen Diktator als despotische Demokraten", klagt ein junger Mann aus Lahore. Er ist nicht der einzige, der das so sieht. "Das Land driftet, die einzigen, die aktiv etwas tun, sind die Extremisten", meint ein anderer zynisch.

Nach dem Abgang Musharrafs von der politischen Bühne ist Sharif der starke Mann in der pakistanischen Politik. Seine beiden ärgsten Gegenspieler hat er ausgesessen oder überlebt: Musharraf, den Sharif hasst wie die Pest, weil dieser ihn 1999 aus dem Regierungsamt geputscht hat, hat das Feld geräumt. Die charismatische Oppositionspolitikerin Benazir Bhutto wurde Ende Dezember 2007 bei einem Attentat getötet. Die PPP, deren unumstrittene Führerin sie war, hat sich davon immer noch nicht erholt. Bhutto-Witwer Zardari, der nun die Partei leitet, ist kein Ersatz.

Auch Musharraf weiß um die Schwäche der neuen Regierung. In seiner Abschiedsrede hat er, so könnte man fast meinen, schon geschickt das Feld für seine Rückkehr vorbereitet. Er hat die Regierung elegant in schlechtes Licht gerückt, seine Verdienste als Demokrat herausgestrichen und sogar die pakistanischen Medien, die böse mit ihm ins Gericht gegangen sind, ausdrücklich dafür gelobt. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass der Ex-General auf eine neue politische Karriere in ein paar Jahren spekuliert.