Mit den Anschlägen von London hätten die Massenfestnahmen moslemischer Extremisten nichts zu tun, verkündete die pakistanische Regierung - die Razzien in Koranschulen und Moscheen seien eine "interne Angelegenheit". Kaum jemand glaubt das.
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Terror-Vorwürfe der Nachbarländer und der nie aufgeklärte Skandal um illegale Atomlieferungen an "Schurkenstaaten" haben das Image Pakistans als zuverlässigen Partner im Anti-Terror-Kampf arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Spuren nach Pakistan nach den Anschlägen von London sind Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die Pakistan weiterhin für eine Brutstätte des Terrors halten.
Die britische "Times" berichtete am Donnerstag, die pakistanische Polizei habe bei den jüngsten Großrazzien den Hintermann der Londoner Terroranschläge festgenommen. Musharraf ging am Abend bei seiner rund einstündigen Ansprache an die Nation mit keinem Wort auf diese oder die anderen Festnahmen ein. Eindringlich bat er "meine pakistanischen Brüder und Schwestern, mich im Kampf gegen Terroristen und ihre Unterstützer zu stärken". Mit ernster Miene sagte er, wo immer Anschläge stattfänden, "gibt es einen direkten oder indirekten Zusammenhang mit unserem Land. Darüber bin ich sehr traurig."
Öffentliches Lob für Islamabads Engagement gegen den Terrorismus kommt inzwischen oft nur noch aus weiter Ferne. So würdigte Deutschlands Bundeskanzler Gerhard Schröder noch vor eineinhalb Wochen Pakistans Einsatz im Anti-Terror-Kampf. Auch US-Generalstabschef Richard Myers sagte, die südasiatische Atommacht kooperiere bestens. Die Nachbarn Pakistans sehen das ganz anders - sie äußern sich immer besorgter um das potenzielle Pulverfass in ihrer unmittelbaren Nähe.
Die afghanische Regierung beschuldigte den pakistanischen Geheimdienst ISI vor kurzem erneut, Anschläge der radikalislamischen Taliban direkt zu unterstützen. Die indische Armee wirft Pakistan vor, entgegen Musharrafs Versprechen unterhielten Extremisten im pakistanischen Teil Kaschmirs weiterhin Camps - und trügen von dort aus Terror in den indischen Teil der Region.
Musharraf, der selber schon Ziel muslimischer Attentäter war, geht eine gefährliche Gratwanderung: Während die Nachbarn und der Westen von ihm hartes Durchgreifen gegen Extremisten fordern, hetzen Islamisten im eigenen Land gegen seine USA-freundliche Politik. Mit den Razzien wolle Musharraf "dem Westen gefällig sein", kritisierten islamistische Politiker und religiöse Anführer. Die wahren Terroristen, so ein Abgeordneter des islamistischen Parteienbündnisses MMA, seien US-Präsident George W. Bush, der britische Premierminister Tony Blair - und Musharraf selber. dpa