Pakistans Ex-Militärherrscher will bei den Wahlen im Mai mitmischen.
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Islamabad. Morddrohungen und Haftbefehle hielten ihn nicht zurück: Pakistans früherer Militärherrscher Pervez Musharraf startet sein politisches Comeback: Nach vier Jahren im selbstgewählten Exil in der Wüstenmetropole Dubai ist der 69-jährige Politiker zurück in seiner Heimat. Doch zu einem Bad in der jubelnden Menge kam es bisher nicht. Ein Pulk schwerbewaffneter Sicherheitsleute begleitet den Ex-Präsidenten auf Schritt und Tritt.
Musharraf steht auf der Todesliste der radikal-islamischen Taliban. Er hat bereits drei Attentate überlebt - zwei davon während seiner Präsidentschaft. Das Militär unternimmt offenbar alles Mögliche, um das Leben des früheren Armee-Chefs zu schützen.
Der Ex-General will mit seiner Partei bei den Wahlen Mitte Mai antreten. "Ich bin hier, um Pakistan zu retten. Ich fürchte niemanden außer Gott", verkündete Musharraf. Trotz seiner fast zehnjährigen Militärherrschaft ist der Politiker in weiten Teilen der Bevölkerung immer noch beliebter als die demokratisch gewählte Regierung, die 2008 auf den Militärmachthaber folgte. Angesichts ausufernder Korruption, Misswirtschaft, Arbeitslosigkeit, Inflation, Terror und dem eklatanten Mangel an Strom, Gas und Lebensmitteln erscheint Musharrafs Regierungszeit vielen Pakistanern inzwischen wie eine goldene Epoche.
Doch Musharrafs Rückkehr bringt auch seine Gegner auf den Plan - vor allem die radikalen Kräfte: Die pakistanische Terrorgruppe Tehrik-e-Taliban (TTP) erklärte, ein Selbstmordattentäter sei auf Musharraf angesetzt. Der Anführer des Himmelfahrtskommandos, Adnan Rashid, warnte Musharraf in einer düsteren Videobotschaft. Rashid hatte bereits 2003 ein Attentat auf den Politiker verübt.
Taliban wollen sich rächen
Die Taliban-Kämpfer wollen Rache nehmen für den Angriff auf die Rote Moschee. Das Militär hatte 2007 das Gotteshaus im Herzen der Hauptstadt Islamabad gestürmt, nachdem sich extremistische Kämpfer dort wochenlang verschanzt hatten. Um die 100 Menschen kamen bei dem Anti-Terror-Einsatz ums Leben. Angesichts des großen Sicherheitsaufgebots ist es unklar, wie sehr sich Musharraf im Wahlkampf in der Öffentlichkeit blicken lassen wird. Eine geplante Feier zu seiner Rückkehr wurde bereits abgesagt.
Auf die Politikerin Benazir Butto war 2007 - nur Stunden nach ihrer Rückkehr aus dem Exil - ein Selbstmordattentat verübt worden. Damals blieb Bhutto zwar unverletzt, doch nur wenige Wochen später starb die ehemalige Premierministerin nach einem zweiten Attentat während einer Wahlkundgebung. Bis heute ist ungeklärt, wer die Politikerin ermordet hat.
Musharraf war zwischen 2001 und 2008 Präsident des islamischen Landes. Wie hoch die Chancen für sein politisches Comeback nach vier Jahren außerhalb Pakistans sind, ist zwar ungewiss, doch seine Rückkehr in die Politik könnte Oppositionsführer Nawaz Sharif wertvolle Stimmen kosten und so der jetzigen Regierungspartei PPP nutzen. Allerdings sind gegen Musharraf einige Rechtsverfahren anhängig, sodass dem Ex-General die Verhaftung drohen könnte. Vor seiner Rückkehr hatte Musharraf eine Haftverschonungsfrist von zehn Tagen erwirkt.