In rechteckigen Konzertsälen kommt der beste Klang zustande. | Finnische Forscher untersuchten die Akustik in zehn Konzerthäusern Europas.
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Wien. Was haben das Musikvereinsgebäude in Wien, das Alte Gewandhaus in Leipzig und das Concertgebouw in Amsterdam gemeinsam? Sie beherbergen nicht nur bekannte Konzertsäle, sondern auch akustisch besonders gute, weil diese in rechteckiger Form gebaut sind. Dass diese Form für die besten Klangerlebnisse sorgt, haben jetzt finnische Forscher um Jukka Pätynen von der Aalto Universität in Espoo herausgefunden. Sie publizierten ihre online von "Bild der Wissenschaft" verbreiteten Erkenntnisse in den "Proceedings of the National Academy of Sciences".
"Wenn die Musiker gut sind und die Umwelt stimmt, dann kann Orchestermusik aufwühlen und Gänsehaut auslösen", erklären die Wissenschafter, die zehn europäische Konzertsäle auf deren Akustik untersucht haben. Während leise Töne auch in Räumen mit weniger guter Akustik akzeptabel ankommen, ist die Qualität des Forte, der lauten Passagen, Gradmesser für gute Konzertsäle. Und das sind vor allem klassisch in rechteckiger Form errichtete, nicht ovale oder abstrakt geometrische Räume, wie die Münchner Philharmonie Gasteig oder auch fächer- oder hufeisenförmig gebaute Opernhäuser.
Die gute Akustik in den klassischen Sälen kommt dadurch zustande, dass der Orchesterklang an ihren Seitenwänden stark reflektiert wird. Damit werden die Töne beiderseits genau in Richtung der Ohren der Zuhörer geleitet. Für ihre Studie setzten die Forscher mehrere Dummys mit Mikrofonen in den Ohren in unterschiedliche Konzertsäle. Aus Lautsprechern auf der Orchesterbühne erklang jeweils ein Stück aus Anton Bruckners 4. Symphonie, in dem die Lautstärke in einer Passage stark zunimmt, ohne dass sich die Tonhöhen oder Instrumente nennenswert verändern. Über die Ohren-Mikrofone wurde die Musik aufgenommen.
Auch unter rechteckigen Sälen stellten die Forscher noch merkliche Unterschiede fest. So werden in der Wuppertaler Stadthalle, wo die engere Form und seitliche Balkone für zusätzliche laterale Reflexionen sorgen, die Crescendi besonders gut übertragen.