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Musik in Zeiten des Klimawandels

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

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Endlich ist es so weit! Nachdem im Zeichen der politischen Korrektheit die halbe Literatur wegen böser Worte und schlimmer Rollenbilder dem Verdikt der Unlesbarkeit überantwortet wurde, greift jetzt die Klimahysterie auf die Musik zu. So wurden in der Hamburger Elbphilharmonie Vivaldis "Vier Jahreszeiten" auf dem Amboss der Klimadaten zu einer Anhäufung von Dissonanzen zurechtgekloppt. Welch eine Pionierleistung! Aber jetzt beginnt erst die Viechsarbeit für die Arrangeure. Was haben die Komponisten auch so viel Wind- und Wettermusiken geschrieben?

Das Gewitter in Haydns "Jahreszeiten" bedarf schleunigst der Überarbeitung! Der olle Klassiker hat einfach zu wenig Klimaweitsicht gehabt. Der fehlende Überschwemmungschor muss ergänzt werden! Händels "Wassermusik" wird mittels Kakophonieflut umgeschrieben zur "Seychellen-Tsunami-Suite". In Verdis "Rigoletto" folgt auf das Gewitter das Gletscherschmelzefugato. Verdis "Otello", ohnedies nahezu unspielbar, weil man entweder eines schwarzen Tenors bedarf oder die Titelfigur ein Weißer zu sein hat, womit allerdings der Auslöser des Dramas wegfällt, beginnt ab sofort mit dem klimatösen Untergang Venedigs. Wagners "Fliegender Holländer" ist ohne die Polschmelze-Ouvertüre (inklusive der Trauermusik auf die Eisbären) undenkbar. Und Beethovens Sechste bedarf angesichts der Klimakatastrophen in der Landwirtschaft einer Totalüberarbeitung. Dabei kann man auch gleich ihren Namen von "Pastorale" auf "Gretarie" ändern.