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Musikfernsehen zur Potenz

Von Christina Böck

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Einmal im Jahr tut MTV so, als hätte der Sender noch eine Bedeutung für die Musikvideo-Kunst. Da werden die Video Music Awards verliehen, also die Preise für die besten Musikclips des Jahres. Die große Gewinnerin des Abends machte deutlich, wie wenig MTV tatsächlich noch eine Rolle spielt im Genre: Beyoncé erhielt für "Lemonade" den Preis fürs beste Video. Dieses Video ist ein ganzer einstündiger Film, der auf dem US-Kabelsender HBO lief, um das Album zu bewerben. Er besteht wiederum aus Videoclips zu allen Liedern des Albums "Lemonade", das dementsprechend auch ein sogenanntes visuelles Album ist. Sozusagen Musikfernsehen zur Potenz - nur dass das Musikfernsehen nichts mehr davon hat. Aber das ist nun nicht Beyoncés Schuld - MTV hat sich als Musikfernsehen schon lange selbst abgeschafft.

Zumindest geht es wieder bergauf: Der Niedergang von MTV hat ja eine Zeit lang auch das betreffende Genre mit sich in die Bedeutungslosigkeit gerissen. Diese Zeiten sind vorbei, nicht nur Beyoncé, auch der Rap-Exzentriker Kanye West oder die Pop-Sirene Rihanna und einige andere haben wieder Lust darauf, zu ihren Songs auch Bilder mit einer Geschichte zu liefern. Die meisten sehen sich das dann freilich auf YouTube oder ähnlichen Plattformen an und nicht mehr auf MTV.

So kommt es zur kuriosen Situation, dass sich MTV nach wie vor einmal im Jahr mit Stars schmücken kann. Die dann wiederum zeigen, wie Beyoncé mit ihrem 15-minütigen Auftritt heuer, dass eine Live-Performance von einer aus der Konserve nie zu schlagen sein wird.