Der seit Monaten schwelende Erdgas-Streit zwischen Nikosia und Ankara droht sich zu vertiefen, wenn die Zyprioten den EU-Vorsitz übernehmen.
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Die Türken bringen ihre Kriegsschiffe in Stellung. Die Griechen lassen ihre Marine auslaufen. Zypern ist bedroht. Die Türken gehen in die Offensive, die Griechen kontern. Manchmal auch umgekehrt.
Es ist nur wenige Jahre her, dass Ankara und Athen regelmäßig Militärübungen im Mittelmeer abgehalten haben. Das Drohszenario sah meist den jeweiligen Nachbarn als Hauptfeind vor - ungeachtet dessen, dass die beiden Länder seit mehr als einem halben Jahrhundert Nato-Verbündete sind.
Mittlerweile spielen sich die Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland mehr auf ziviler denn militärischer Ebene ab. Im Mittelmeer bricht dennoch immer wieder Zwist aus, und die geteilte Insel Zypern ist noch immer nicht zur Ruhe gekommen.
Der jüngste Streit schwelt schon seit dem Herbst des Vorjahres, doch hat ihn die Türkei erst vor wenigen Tagen neu genährt. Diesmal geht es um Erdgas - und möglicherweise viel Geld. Vor Monaten hat Zypern Probebohrungen vor seiner Küste in Auftrag gegeben. Das US-Unternehmen Noble Energy wurde fündig: Unter dem Meeresboden soll es an die sieben Billionen Kubikfuß Erdgas geben, rund 200 Milliarden Kubikmeter. Schon wird eine Zusammenarbeit bei Förderung und Transport mit den Israelis angedacht, die in ihren Gewässern noch größere Gaslagerstätten vermuten.
Die Forschungen vor der zypriotischen Küste sollen nun ausgedehnt werden; die Regierung in Nikosia hat weitere Probebohrungen ausgeschrieben. In einer knappen Woche läuft die Bewerbungsfrist für die interessierten Unternehmen ab.
So lange konnte Ankara nicht warten. Schon seit Beginn der zypriotischen Aktivitäten hält sich die Türkei mit Unmutsbezeugungen nicht zurück. Und setzt selbst Aktionen. So ließ sie einmal ein eigenes Forschungsschiff auslaufen und es von einem Kriegsschiff begleiten. Nun hat sie mit Probebohrungen ihrerseits begonnen: Die staatliche türkische Ölgesellschaft TPAO soll ebenfalls den Meeresgrund erkunden.
Dabei hätten sich die Türken in zypriotisches Gebiet vorgewagt, stellte die Regierung in Nikosia fest und legte Protest bei UNO und EU ein. Ärger könnte es auch mit Athen geben. Denn die von TPAO erforschten Gebiete grenzen an etliche griechische Inseln. Die griechischen Zyprioten finden das Vorgehen Ankaras jedenfalls illegal.
Doch so sehen die Türken auch die Probebohrungen der Zyprioten. Diese dürften keine mögliche neue Einnahmequelle für sich erschließen, solange die türkischen Zyprioten im Norden der Insel weitgehend isoliert seien, lautet die Argumentation. Ankara erkennt die Republik Zypern nicht an, lediglich die Türkische Republik Nordzypern. Der Rest der Welt handhabt es umgekehrt.
Formell ist ganz Zypern Mitglied der EU, doch wird das Unionsrecht im Norden nicht angewandt, wo an die 30.000 türkische Soldaten stationiert sind. Die geteilte Insel übernimmt in knapp zwei Monaten den Vorsitz der Union. Doch schon jetzt befürchten EU-Diplomaten eines: dass sich die Provokationen aus Ankara häufen werden.