Republik gedachte am 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen der Opfer des Nationalsozialismus.
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Wien. Vor 75 Jahren, am 5. Mai 1945, wurde das Konzentrationslager Mauthausen von amerikanischen Soldaten befreit. Im KZ und seinen Nebenlagern wurden von 1938 bis 1945 rund 200.000 Menschen interniert und mehr als 100.000 ermordet. Am Dienstag gedachten die Präsidialkonferenzen des Bundesrats und Nationalrats im Dachfoyer der Hofburg der Opfer des NS-Regimes.
"Wir sind die Letzten, die noch aus der persönlichen Begegnung mit den Überlebenden lernen können", sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) bei seiner Gedenkrede. Umso wichtiger sei es, die "Fackel der Erinnerung" an die nächste Generation weiterzutragen. Es müsse alles getan werden, damit Rassenhass keinen Platz mehr in der Gesellschaft habe, mahnte Sobotka.
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Er warnte davor, die jetzige Corona-Krise mit der NS-Zeit zu vergleichen. Die österreichische Gesellschaft sei "in ihren Grundfesten von ihrem unerschütterlichen Festhalten an der demokratischen Rechtsstaatlichkeit und ihrer Solidarität gegenüber all ihren Mitgliedern geprägt", hielt Sobotka fest. Mauthausen hingegen stünde für "das Böse schlechthin: für Selbstüberschätzung, Zynismus und Gewalt".
Warnung vor starkem Mann
Parallelen zwischen der Vergangenheit und der Corona-Krise zog die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ). "Gerade wenn viele Menschen Sorgen und Existenzängste plagen, muss der Kampf für Zusammenhalt, Demokratie und Menschenrechte Teil unseres Alltags sein", sagte Bures. Auch derzeit seien Ängste allgegenwärtig - und "wer Angst hat, ruft allzu schnell nach dem starken Mann". Bures forderte die Politik auf, sich "um das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit zu kümmern und ihnen durch soziale Absicherung die derzeit berechtigten Ängste zu nehmen".
"Vor 75 Jahren wurde ein Schreckensregime in die Knie gezwungen", erklärte Norbert Hofer, der Dritte Präsident des Nationalrates. "Wir alle müssen daran arbeiten, dass sich dieses dunkle Kapitel der Geschichte nicht mehr wiederholen kann." Ewa Ernst-Dziedzic, grüne Vize-Klubobfrau, verwies darauf, dass während der NS-Zeit auch Menschen verfolgt wurden, die nicht dem heterosexuellen Lebensmodell entsprachen: "Lange blieb die historische Aufarbeitung im Dunkeln - gerade in Bezug auf LGBTI-Personen."
"Mauthausen konnte passieren, weil sich Österreicherinnen und Österreicher gegen ihre eigenen Nachbarinnen und Nachbarn sowie Freundinnen und Freunde gewandt haben", so Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Es gelte, "jeden Tag überzeugt gegen jede Art von Ausgrenzung, Einschränkung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten einzutreten".
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Bundespräsident Alexander Van der Bellen legte am Dienstag auf dem Appellplatz des ehemaligen Lagers Mauthausen im Gedenken an die Opfer einen Kranz nieder. "Fassungslos - auch heute noch - und voll Scham verneigen wir uns vor den Opfern von damals", erklärte er in einer Videobotschaft.
107 Schändungen bekannt
Wie wichtig der Kampf gegen Antisemitismus ist, zeigt der Umstand, dass in Österreich weiterhin Gedenkstätten geschändet werden. Laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wurden bundesweit von 2013 bis Februar 2020 107 Fälle aktenkundig. In 22 Fällen war die Gedenkstätte Mauthausen betroffen. Die Behörden müssten dagegen entschlossener vorgehen, zeigte sich das Mauthausen Komitee Österreich schockiert.(dab)