Die Chancen eines internationalen Spielplans liegen darin, der bisweilen recht selbstgefälligen Theaterstadt Wien zu zeigen, welche Möglichkeiten die große weite Theaterwelt bietet. | Die Risken eines globalen Repertoires liegen wiederum darin, dass man Stücke zu sehen bekommt, deren - regional durchaus relevante - Inhalte sich im Wiener Kontext nur schwer vermitteln, sodass man als Zuschauer nicht selten schulterzuckend im Parkett sitzt. Beispiel gefällig? "Ich sterbe als Land", ein nicht endenwollender Monolog über die griechische Geschichte, ließ etwa den Wunsch nach einem ordentlich gemachten Stück Stadttheater aufkommen.
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Mit der avantgardistischen Ausrichtung des Kremser Donaufestivals und den Gastspielen in den beiden "brut"-Spielstätten ist den Festwochen die Vormachtstellung in Sachen internationaler Performance-Szene inzwischen ein wenig abgegraben worden, wobei Festwochen-Schauspieldramaturgin Stefanie Carp auf die Veränderungen der hiesigen Theaterlandschaft in ihrer Programmgestaltung in kaum merkbarer Weise reagierte.
Wenngleich die Festwochen die Möglichkeit, Außergewöhnliches auf ihren zahlreichen Bühnen zu zeigen, bedauerlicherweise nicht voll genützt haben - das Theaterleben der Stadt haben sie von Mai bis Juni allemal bereichert: Johan Simons präsentierte etwa mit seiner Dramatisierung von Joseph Roths Emigrantenroman "Hiob" das konkurrenzlose Ensemble der Münchner Kammerspiele. Durch Spielfreude überzeugte auch Ivo van Hoves mediale Interpretation der "Römerdramen".
Fixstarter Christoph Marthaler gab mit "Platz Mangel" einen weiteren szenischen Liederabend zum Besten. Festwochenintendant Luc Bondy erwies sich in Marivaux "La Second Surprise de lamour" erneut als feinsinniger Seelenspitzenklöppler. Jammerschade, dass ein Projekt wie die "Zofen" - Sophie Rois und Caroline Peters trafen in der Regie von Bondy auf Altmeisterin Edith Clever - bodenlos daneben ging.
Mehrwert generierten die diesjährigen Festwochen allemal: Nach zwölfjähriger Wien-Absenz zeigte Grande Dame Ariane Mnouchkine mit "Les Éphémères" wunderbare Alltagsgeschichten in Form eines neunstündigen Theatermarathons, der ohne Not zwölf, vierzehn Stunden hätte dauern können. Bei der Gelegenheit: Robert Lepage hat man auch lange nicht mehr in Wien gesehen.
Die Festwochen 2008 sind Geschichte. Rund 178.000 Zuschauer haben 44 Produktionen aus 24 Ländern gesehen. Bleibt zu hoffen, dass die FW 2009 ein schlankeres Programm bieten werden, das Qualitätskriterien wahrt und Mut zur Lücke zeigen wird.