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Mutiger Soldat, braver Parteisoldat

Von WZ-Korrespondent Klaus Stimeder

Politik

Die USA trauern um den langjährigen Senator John McCain, der selbst im Tod ein Politikum bleibt - dank Donald Trump.


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Washington D.C. Der Senator blieb sich bis zuletzt treu, als dass er schon zu Lebzeiten nichts dem Zufall überließ, was seinen Tod anging. Annapolis, Phoenix, Washington D.C.: Jene drei Orte, an denen diese Woche die offiziellen Gedenkveranstaltungen für den Samstag früh im Alter von 81 Jahren verstorbenen US-Senator John McCain stattfinden, hatte dieser schon seit Jahren genau dafür ausgewählt. Nicht umsonst, stehen sie doch symbolhaft für die wichtigsten Stationen seines Lebens und seiner bemerkenswerten beruflichen Karriere.

In Annapolis, Maryland, besuchte der auf einer Militärbasis geborene und aus einer Offiziersfamilie stammende McCain die Naval Academy und legte den Grundstein seiner militärischen Karriere.

Phoenix ist die Hauptstadt des Bundesstaats Arizona, den McCain über drei Jahrzehnte lang im Kongress vertrat, zuerst als Abgeordneter im Repräsentantenhaus (1983-1987) und dann als Senator (1987-2018).

In Washington brachte er es wiederum bis zum Spitzenkandidaten der Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2008.

Aber es sind nicht nur die Orte symbolisch schwer aufgeladen, sondern auch die Leute, die McCain schon vor Jahren als Hauptredner zu diesen Gedenkveranstaltungen eingeladen hat - und die, denen er und seine Familie noch zu Lebzeiten klarmachten, dass sie dort definitiv unerwünscht seien.

Zu ersterer Kategorie zählen zwei ehemalige Präsidenten der USA, George W. Bush und Barack Obama. Der eine ist Republikaner und hatte McCain in einer mit mehr als harten Bandagen geführten parteiinternen Vorausscheidung zur Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 besiegt. Der andere ist Demokrat und tat dasselbe acht Jahre später beim Rennen ums Weiße Haus - ein Kampf, in dem es im Grunde nur wenig härter zuging.

Bush und Obama Seite an Seite, während dem amtierenden US-Präsidenten Donald Trump von McCain bis zuletzt bedeutet wurde, dass er sich bitte von allen Feierlichkeiten fernhalten solle: ein in der modernen politischen Geschichte der USA einmaliger Vorgang.

Trump verhindert traditionelle Trauerbekundungen

Trump revanchierte sich bei McCain auch nach dessen Tod nicht weniger symbolhaft. Entgegen der Gepflogenheit, beim Ableben eines Senators die Flagge am Weißen Haus bis zum Begräbnis auf halbmast zu hissen und eine offizielle Beileidsbekundung des Weißen Hauses auszusenden, beschränkte sich der 71-jährige Ex-Reality-TV-Star auf eine von seinem persönlichen Twitter-Account geschickte Botschaft, in denen er den hinterbliebenen Familienmitgliedern sein Mitgefühl aussprach.

Trumps Anhänger in Arizona gingen sogar noch weiter. Kelli Ward, die sich derzeit um den Sitz von McCains Kollegen Jeff Flake im Senat bewirbt, warf McCain allen Ernstes vor, den Zeitpunkt seines Todes bewusst gewählt haben, um ihrer Kandidatur vor den am Dienstag anstehenden parteiinternen Vorwahlen zu schaden.

Der Umstand, dass die Animositäten zwischen McCain und den bekennenden Trumpisten auch posthum kein Ende finden, kommt nicht von ungefähr. Als McCain seine Parteifreunde eindringlichst davor warnte, Trump zum Spitzenkandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2016 zu machen, schlug der zurück, in dem er McCains Status als hochdekorierter Kriegsheld in Frage stellte. Zur Erinnerung: Im Vietnamkrieg war der Navy-Pilot McCain abgeschossen und gefangen genommen worden. Fünf Jahre lang verbrachte er als POW, als "Prisoner of War" in den berüchtigten Gefängnissen des Vietcong, wo er mehrmals gefoltert wurde. "Ich mag Helden, die nicht gefangen genommen wurden", sagte Trump spitz über McCain.

Zur gleichen Zeit, während McCain im "Hanoi Hilton" einsaß, entkam Trump bekanntlich seiner eigenen Einberufung zum Militär wegen angeblicher Knochensplitter in einem Bein.

Auch wenn der Konflikt zwischen dem einflussreichen Senator und dem späteren Präsidenten durch regelmäßige wechselseitige Attacken seitdem warm gehalten wurde, schlug er trotzdem nie in offene Feindschaft um; was wiederum so bezeichnend wie entscheidend für das Verständnis des politischen Vermächtnisses John McCains ist. Während er sich in den Medien jahrzehntelang erfolgreich als "Maverick", als angeblicher Querdenker präsentierte, weil er ab und zu - fast immer konsequenzlos, weil nur verbal - gegen die Führung der Konservativen aufmuckte, stellte McCain bis zuletzt im Grunde der Inbegriff des treuen Parteisoldaten dar, ein strammer Rechter, der Ende der Achtzigerjahre sogar gegen Sanktionen gegen Apartheid-Südafrika stimmte. Selbst die Präsidentschaft Trumps änderte nichts an diesem wohlkalkulierten Opportunismus. Während sich McCain in den Medien über den Ton und das Auftreten des New Yorker Immobilienmagnaten echauffierte, stimmte er als Senator zu nahezu hundert Prozent für dessen politische Agenda - inklusive der Abschaffung der wichtigsten Säulen von Obamacare. John McCains Nachfolger im Senat wird Anfang kommender Woche von Doug Ducey bestimmt, dem amtierenden Gouverneur von Arizona. Das Begräbnis in Annapolis findet am Sonntag im kleinen Familienkreis statt.