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Eine kurze, aber prägnante Alternative zum Vormittags-Ski-Event in ORF 1 bot am Sonntagvormittag ORF 2. Im Rahmen des Gedankenjahres 2005 wurde über Leben und Sterben des Klosterneuburger Augustinerchorherrn Karl Roman Scholz berichtet.
Vermutlich ist Scholz nur wenigen Österreichern bekannt. Er gehört zu jenen stillen Helden, die zunächst dem Zeitgeist des Nationalsozialismus zu erliegen drohten, dann aber im Licht des christlich gebildeten Gewissens kritisch die Gewaltpolitik der neuen Ideologie hinterfragte und mutig für sich die Konsequenzen zogen.
Der gebürtige Sudetendeutsche Scholz gründete 1938 eine der ersten Widerstandsbewegungen Österreichs, für die er 300 Gleichgesinnte fand, die unter größtem Risiko bereit waren, gegen den NS-Rassenwahn zu denken, aber auch zu handeln. Der Priester bezahlte für seinen Einsatz mit dem Leben.
Wer Krieg- und Nachkriegszeit nur aus Erzählungen kennt, nimmt mit Befriedigung zur Kenntnis, dass es in jener Zeit nicht nur Mitläufer gab, sondern auch beispielhafte Aktivitäten im Widerstand. Bedürfen nicht auch heute Zeitgeistströmungen der Überprüfung durch mutige Gewissen? Sicher ist es nicht so riskant, gegen herrschende Ideologien wie Globalisierung, Leistungswahn und Konsumdruck zu agieren, dennoch scheint es nötig. Doch: Gibt es genug Menschen die den Mut haben, nach ihrem Gewissen zu handeln und andere zu überzeugen suchen?
Das Vorbild Scholz dient nicht nur dem historischen Zeitzeugnis, sondern regt an, sich mutig den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen.