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Wien. Das der Kamille zum Verwechseln ähnliche Mutterkraut - auch Tanacetum parthenium genannt - hat als Arzneipflanze eine lange Tradition. Bei Fieber und Frauenleiden wird das Kraut seit Jahrhunderten eingesetzt. Besondere Bedeutung kommt der Heilpflanze heute in der Behandlung von Migräne zu - da insbesondere zur Vorbeugung. Mehrere Studien bescheinigen mittlerweile bei regelmäßiger Einnahme über mehrere Wochen eine Abnahme von Migräneanfällen um bis zu 70 Prozent.
Die Gesamtheit der Inhaltsstoffe in der Pflanze hemmt eine überschießende Serotoninfreisetzung, normalisiert die Vasomotorik und reduziert die Freisetzung von Entzündungsmediatoren - nimmt also den pochenden Kopfschmerz, wirkt entzündungshemmend und lindert die bei Migräne üblichen Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Dafür verantwortlich ist vorherrschend der im Mutterkraut enthaltene Bitterstoff Parthenolid. Aber auch ätherische Öle und Flavonoide ergänzen den Wirkungsmechanismus. Sowohl die Europäische Arzneimittelbehörde EMA als auch der Escop (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) empfehlen diese Verwendung.
Ab nun jährlich
Der Mutterkraut-Substanz Parthenolid könnte in Zukunft aber noch mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden. Wirkungspotenziale sehen Mediziner auch für zwei andere Bereiche der Medizin: Krebs und Nervenleiden. Forschungen in der Petrischale würden zeigen, dass die Substanz das Wachstum von Nervenzellen beschleunigt. Auch scheint es Hinweise zu geben, dass Parthenolid Tumorzellen in den Zelltod leiten könnte.
Auch aufgrund dieser möglichen Aussichten für die nächsten Jahrzehnte wurde das Mutterkraut vom Netzwerk HMPPA (Herbal Medicinal Products Platform Austria) zur österreichischen Heilpflanze des Jahres gekürt. Diese Kür erfolgte erstmalig. Die heimischen Phytopharmakologen wollen damit eine Tradition starten, die in Deutschland vom Studienkreis "Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" an der Universität Würzburg schon lange praktiziert wird. Dort wurde übrigens der Saathafer heuer zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Diesem kommt in der Ernährung und in der Dermatologie eine besondere Rolle zu.