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Müttersterblichkeit sinkt um ein Drittel

Von Eva Stanzl

Wissen

Doch geringfügiger Anstieg in manchen Industrieländern. | Seattle/Wien. Die Wissenschaft ist sich uneins zu den Gründen, doch die Zahlen zeigen Erfolge der Medizin: Forscher der Universität Washington in Seattle haben ausgewertet, wie viele Frauen weltweit im Zuge einer Schwangerschaft oder bei der Geburt sterben. Demnach ist die Müttersterblichkeit seit 1980 um rund ein Drittel (35 Prozent) gesunken.


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In einer im renommierten Fachjournal "Lancet" publizierten Studie kommen Christopher Murray und seine Kollegen auf eine Müttersterblichkeit von 342.000 im Jahr 2008 gegenüber 526.300 im Jahr 1980. Das Bemerkenswerte: In vielen Entwicklungsländern ist die Muttersterblichkeit zurückgegangen - hingegen ist sie in manchen Industrieländern gestiegen.

So starben in den USA 2008 um rund 42 Prozent mehr Frauen durch die Schwangerschaft als 1980. So schlimm dieser Prozentsatz klingen mag: In absoluten Zahlen ist die Müttersterblichkeitsrate, die die Zahl der Todesfälle unter 100.000 Geburten bezeichnet, nämlich von zwölf auf 17 gestiegen. Jedoch geben die Studienautoren keine Gründe an für das Phänomen an. Der Zuwachs liege zum Teil an neuen Messmethoden - die jedoch nicht den gesamten Anstieg erklären, heißt es.

In Kanada stieg die Rate von sechs auf sieben, in Dänemark von sieben auf neun. Heimische Mediziner sehen unterschiedliche mögliche Ursachen. Etwa führt Johannes Hartl von der Landes-Frauenklinik in Linz die Entwicklung auf die Tatsache zurück, dass Frauen immer später schwanger werden und mit zunehmendem Alter das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen steige.

Risiko-Schwangerschaft

Johannes Huber, Leiter der Abteilung für Reproduktionsmedizin der Uniklinik für Frauenheilkunde in Wien, verweist dagegen auf eine steigende Anzahl von künstlichen Befruchtungen, die Schwangerschaften auch für Frauen mit höherem Risiko - etwa mit Diabetes oder Nierenleiden - zunehmend ermöglichen.

Anders sieht es Walter Neunteufel, Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Laut "Lancet" ist nämlich hierzulande die Müttersterblichkeitsrate von 14 (1980) auf 6 (2008) gesunken. Neunteufel betont: "Ältere Mütter und eine höhere Zahl an künstlichen Befruchtungen haben nichts mit der Müttersterblichkeit zu tun." Die Statistik Austria beziffere seit 2002 die Zahl der Todesfälle mit im Schnitt zwei pro Jahr. "Die Ursachen hatten ausnahmslos nichts mit der Schwangerschaft zu tun, sondern es handelte sich um Begleiterkrankungen, wie etwa schwere Thrombose", sagt Neunteufel.

Insgesamt sei die Müttersterblichkeit in den meisten Ländern zurückgegangen, betonen die Wissenschafter aus Seattle. Vor allem China, Ägypten, Ecuador und Bolivien hätten Fortschritte gemacht. Italien habe mit vier den niedrigsten Wert. Besonders hoch sei das Risiko für werdende Mütter in Indien, Nigeria und Pakistan.