Als "Schande" für Österreich, aber keine Gefahr für die jüdische Gemeinschaft im Lande hat der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Ariel Muzicant, die Affäre um den umstrittenen Bundesrat Siegfried Kampl bezeichnet. "Wir sind nicht besorgt, wir sind in keiner Weise gefährdet", erklärte Muzicant gegenüber der "Jerusalem Post".
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Das israelische Blatt schrieb in seiner Online-Ausgabe, ein "Nazi-Sympathisant" stehe vor der Übernahme des Vorsitzes des österreichischen Bundesrates. "Kampl ist ein übler Kerl, der wirklich glaubt, was er sagt. Aber das ist nichts, was uns weh tut, es tut dem Land weh", meinte der IKG-Präsident. Er betonte zugleich, dass die Hälfte der Bundesratsmitglieder bei einer Rede Kampls aus Protest den Saal verlassen wolle.
"Kampl ist einziger Witz geworden, einmal sagt er, er geht, dann bleibt er, er tritt zurück, dann wieder nicht...Es ist eine sehr dumme Situation, dass österreichische Parteien diese Art von Leuten in so eine Position befördern", fügte Muzicant hinzu. Es sei "eine Schande für dieses Land". Nazi-Sympathien würden Kampl nicht daran hindern, den Vorsitz der zweiten Kammer des österreichischen Parlaments zu übernehmen, außer er würde zurücktreten.
Der Gurker Bürgermeister Kampl hatte Mitte April in einer Rede im Bundesrat Deserteure als Kameradenmörder bezeichnet und von brutaler Naziverfolgung nach 1945 gesprochen. Angesprochen auf die NSDAP-Mitgliedschaft seines Vaters hatte der inzwischen aus dem BZÖ ausgetretene Bundesrat gemeint, "mehr als 99 Prozent" der Österreicher seien in der Nazi-Partei gewesen.