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Mythen prägen die Menschen. Das macht sich unwillkürlich bemerkbar, sobald man seine Sinne einem Fernsehkanal, einer Tageszeitung oder einem Gesprächspartner widmet. Am Sonntag etwa sprang das Wort mit drei "r", das mit der Farbe Rot und dem Markenzeichen "springendes Pferd" einhergeht, in fast jedes Bewusstsein. Wie in Italien der Mythos Ferrari, hat es in Deutschland mittlerweile Michael Schumacher geschafft, zur Nationalikone aufzusteigen. RTL kündigte gleich nach dem Titelgewinn unzählige Berichte und eine Sondersendung an, der geschlagene Gegner Mercedes gratulierte in Zeitungsannoncen (!) am Montag zum Sieg.
Einen anderen Mythos konnte der sorgsame TV-Zapper am Samstagabend wiederentdecken: jenen der "heiligen Ehefrau". Eine solche wünschte sich ein Frühpensionist in Elizabeth T. Spiras Partnervermittlung. Dieses mythische Wesen lebt in so mancher Männerwelt. Ob es durch Haus, Auto, Urlaub und Fortpflanzungsangebot in die Realität herauszulocken ist, werden wir hoffentlich in fernerer Zukunft noch erfahren.
Der ewig gültige Mythos ist allerdings jener der Modernität der Gegenwart. Spärlich, aber doch bekleidete Sängerinnen entlockten dem Ö3-Top-40-Moderator einige launige Bemerkungen zu der angeblich weniger freizügigen Vergangenheit. In Zeiten, in denen die größte Freizügigkeit der TV-Anstalten im Zerschnipseln von Filmen besteht, helfen wahrlich nur mehr Mythen.