Banken lassen bei den Nebenkosten mit sich reden.
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Wien. Unternehmer, die einen Kredit wollen, kritisieren oft laut die Banken, die angeblich nur mehr auf Sicherheit schauen, ihr Eigenkapital aufpolstern und eine Kreditklemme provozieren. Die gibt es aber nicht, sagen Experten, höhere Kredithürden werden jedoch eingeräumt.
Tatsächlich stellt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) in ihrem jüngsten Kreditbericht wörtlich fest: "Im ersten Quartal 2013 haben die österreichischen Banken ihre Richtlinien für Unternehmenskredite zum vierten Mal in Folge etwas verschärft."
KMU haben nichts von sinkenden Leitzinsen
Von den sinkenden Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben österreichische Kreditkunden aus dem Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in den letzten Monaten nichts gehabt, geht aus dem Kreditbericht der OeNB hervor, im Gegenteil: Offenbar aus Risikogründen ziehen die Banken die Zinsschraube leicht an. Im Gegenzug jedoch lassen sie bei den Kreditnebenkosten mit sich reden.
Unter dem Strich bleiben die Kreditkosten also in etwa gleich. Restriktiv sind die Banken jedoch nach Ansicht der Kunden aus dem Kreis der KMU bei den Sicherheiten, bei Nebenvereinbarungen über das Geschäftsgebaren der Kunden, bei Garantien und zusätzlichen Informationen.
Den Banken reichen Jahresabschlüsse und die persönliche Bekanntschaft mit dem Kunden nicht mehr. Die KMU Forschung Austria stellt jedoch fest, dass sich das Rechnungswesen der KMU in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, was den Zugang zu Kapital wesentlich erleichtert. Eine profunde Unternehmensplanung mit Budgets, Finanzplänen einschließlich einer Cash-Flow-Vorschau, das sind selbst für die kleinen Unternehmen keine unüberwindlichen Kredithürden mehr.
Wenn es dennoch zu Erschwernissen kommt, so meint Peter Voithofer, Leiter der KMU Forschung Austria, dass es bei kleinen Krediten unter 10.000 Euro für die Banken auf die Kosten ankommt, bei Krediten über einer Million Euro jedoch die Bonität des Kreditkunden genauer als bisher unter die Lupe genommen wird. Am schlimmsten war die Situation 2009 mit zu hohen Kreditkosten und abgelehnten Anträgen, seither hat sich die Lage entspannt.
Neben Bankkrediten gelten beispielsweise auch Handelskredite als Finanzierungsform, also Anzahlungen oder - umgekehrt - vereinbarte Zahlungsziele. Und die relativ geringen Investitionen, die sich vor allem auf Ersatzinvestitionen konzentrieren, werden zunehmend aus dem Cash Flow finanziert.
Die KMU Forschung Austria bescheinigt den Unternehmen mit 28 Prozent außerdem eine gut dotierte Eigenkapitalquote.
Mehr als drei Viertel haben keinen Kreditbedarf
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) sagt in seinem jüngsten Investitionstest, dass in Österreich von den KMU, also von den Unternehmen bis zu 250 Beschäftigten, mehr als drei Viertel überhaupt keinen Kreditbedarf haben. Rund 10 Prozent der Unternehmen sind mit den Kreditkonditionen zufrieden, zwischen 6 und 11 Prozent haben Kredite zu schlechteren Bedingungen als erwartet erhalten.
Die Bereiche "von der Bank abgelehnt" und "wegen inakzeptabler Bedingungen nicht genommen" bewegen sich im einstelligen Prozentbereich. Am härtesten tut sich die Bauwirtschaft, deutlich besser geht es Gewerbe, Handwerk und Dienstleistungen.
Unter dem Strich ist die Kreditvergabe an Unternehmen im Halbjahr bis zum Frühjahr 2013 um 5 Prozent auf 40,4 Milliarden Euro zurückgegangen. Ein deutliches Zeichen der Konjunkturflaute, wie sie am Konjunkturbericht für Gewerbe und Handwerk der KMU Forschung Austria im zweiten Quartal 2013 abzulesen ist: Aufträge und Umsätze sind im Jahresabstand bei Gewerbe und Handwerk um 3 Prozent gesunken, im Handel um 4,3 Prozent. Nur bei den Dienstleistungen sind sie um schwache 1,7 Prozent gestiegen. Zwei Drittel der rund 4000 befragten Unternehmen bis zu 250 Beschäftigten erwarten in den nächsten Monaten beim Auftragseingang keine Veränderung, der Rest etwa je zur Hälfte eine Verbesserung oder eine Verschlechterung.