OMV: Pipeline-Bau schließlich kein reines Iran-Projekt. | Kein US-Druck, nicht zu kooperieren. | Wien/Teheran. Der Atomstreit mit dem Iran beschäftigt derzeit nicht nur den UN-Sicherheitsrat, sondern ruft auch internationale Unternehmen, die mit Teheran Geschäfte machen, zur Vorsicht bei der Überprüfung von Neuabschlüssen mit dem Gottesstaat auf.
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So haben in den vergangenen vier Monaten mehrere europäische Banken und Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Iran "überdacht", einige von ihnen - darunter die deutsche Commerzbank - nicht zuletzt auch wegen des großen Drucks aus Washington. Da der Iran nicht bereit ist, seine umstrittene Urananreicherung auf zu legen und letzteres sogar ausbauen will, kam der dringende Appell der USA an die Europäer, mit den Mullahs keine Geschäfte mehr zu machen, um sie in die Isolation zu treiben.
Eines der wesentlichen Zukunftsprojekte mit den Mullahs ist das von der OMV initiierte Erdgas-Pipeline-Projekt "Nabucco". Hier laufen alle Planungen auf Hochtouren.
Für OMVSprecher Thomas Huemer besteht derzeit auch angesichts des Atomkonflikts kein Grund zur Panik. "Die OMV hält sich bei ihren Projekten an europäische und österreichische Gesetze und setzt selbstverständlich auch Inhalte von UN-Resolutionen um." Und das Projekt sei schließlich kein reines Iran-Projekt.
"Große Chance"
Genauso optimistisch für den Abschluss von Nabucco sind Irans Wirtschaftsdelegierte. Einer von ihnen bezeichnete das Projekt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" als "große Chance für die OMV und für Österreich". Der Iran hätte ohnehin sehr viele Interessenten bezüglich seiner Gasprojekte. Dies habe auch der große internationale Andrang bei der kürzlichen Gesamtpräsentation von 17 Neuprojekten in Wien, um deren Zuschlag bei 7 Projekten sich auch die IMV beworben hat, bewiesen, so der Diplomat weiter.
Für die aus der Türkei nach Österreich geplante Gas-Pipeline müssten bis 2007/2008 die Verträge mit Gasabnehmern vorliegen, um wie geplant 2008 mit dem Bau beginnen zu können, damit dann 2011/2012 Gas fließen könnte. Über die insgesamt 4,6 Milliarden Euro teure und 3300 Kilometer lange Gasleitung könnte Erdgas etwa aus dem Raum Iran-Qatar, Irak, Ägypten, Aserbaidschan, den GUS-Staaten und Rumänien nach Mitteleuropa gebracht werden. Derzeit muss ein Umweg via Schwarzes Meer bzw. Mittelmeer zur Pipeline in Triest genommen werden.
Keine Interventionen
Von "Interventionen" Washingtons gegen die Realisierung des Projekts will Huemer nichts wissen. "Die Amerikaner sind mit keinen Empfehlungen an uns herangetreten und auch die Finanzierungsmöglichkeiten des Projekts sind vielfältig".
Angesprochen auf eine weitere Sanktionsverschärfung gegen Teheran seitens der UNO meinte Huemer, dass man sich eine etwaige neue Resolution genau anschauen würde und deren Inhalt umsetzen, betonte aber gleichzeitig, dass die OMV ein Wirtschaftsunternehmen sei, dass politische Beschlüsse nicht kommentiere.
Stichwort: Nabucco Pipeline
(af) Das Nabucco Pipeline Projekt umfasst den Bau einer Erdgaspipeline von der Türkei bis zum zentralen Erdgas-Verteilersystem der OMV nach Österreich (Baumgarten an der March nahe der slowakischen Grenze). Die ca. 3300 km lange Pipeline, deren Fertigstellung für 2011/2012 geplant ist, gilt als europäisches Prestigeprojekt auf dem Gassektor und soll die EU mit den kaspischen und iranischen Erdgasvorkommen verbinden und dadurch zusätzliches Erdgas nach Europa zu transportieren. Im Rahmen des Nabucco Konsortiums spielt die österreichische OMV AG eine bedeutende Rolle. Weitere Partner des Konsortiums sind das ungarische Unternehmen MOL, Transgaz S.A. aus Rumänien, Bulgargaz EAD aus Bulgarien und die türkische Botaº. Der endgültige Finanzierungsplan soll erst Mitte 2008 abgesegnet werden, aber es gilt nach derzeitigem Stand als sicher, dass die Europäische Investitionsbank(EIB) sich an den Kosten des mehrere Milliarden Euro teuren Projektes beteiligen wird.