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Nach AE&E-Pleite drohen Klagen

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Gläubiger fordern 287 Millionen Euro. | Im Topf sind etwa 42,5 Millionen Euro. | A-Tec soll rund 16 Millionen Euro zahlen.


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Raaba/Graz. Im Insolvenzverfahren des steirischen Anlagenbauers AE&E Austria GmbH & Co KG, bis Ende des Vorjahres ein Unternehmen des angeschlagenen A-Tec-Konzerns um Mirko Kovats, geht es am Montag ans Eingemachte.

Dreimal musste die Abstimmung über den Sanierungsplan verschoben werden, der den 1200 Gläubigern 20 Prozent Quote bringen soll.

Am Donnerstagnachmittag wurden im Gläubigerausschuss die letzten Details für die Abstimmung am Montag besprochen.

Selbst für Insolvenzverwalter Norbert Scherbaum, ein Experte für die Abwicklung von Großpleiten, ist die Insolvenz der AE&E eine Mega-Herausforderung.

Von den ursprünglich rund 350 Millionen Euro Forderungen blieben 287,62 Millionen Euro übrig, etwa 152,6 Millionen Euro Forderungen wird der Insolvenzverwalter laut Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) anerkennen.

Der operative AE&E-Betrieb ist bereits zum Jahreswechsel 2010/11 in Form eines Share Deals vom Andritz-Konzern übernommen worden. Andritz hat dafür 18 Millionen Euro als „Sanierungsbeitrag” in den Massetopf gezahlt.

„Der Fall ist sehr komplex”, sagt Scherbaum im Gespräch mit der „Wiener Zeitung”. „Wir verhandeln Tag und Nacht um wirtschaftliche Lösungen.” Er meint damit Vergleichsverhandlungen. Doch noch sind nicht alle Probleme gelöst.

„Offen sind die Haftungsansprüche, die ich gegen die Wirtschaftsprüfer, die Berater, die Vorstände und auch gegen die A-Tec-Vorstände erheben werde”, bestätigt Scherbaum. „Wir gehen das aber ganz entspannt an.”

Diese Haftungsansprüche will der Gläubigerausschuss am Montag Scherbaum treuhändig übertragen, damit er weitere rechtliche Schritte setzen kann. Denn mit der Absegnung des Sanierungsplans am Montag sind das Sanierungsverfahren und die Tätigkeit des Insolvenzverwalters beendet.

Haftung der Vorstände

Im Mittelpunkt der Haftungsansprüche, die in letzter Konsequenz auf dem Klageweg geltend gemacht werden, stehen die Verletzung der Kapitalerhaltungsvorschriften und die unzulässige Einlagenrückgewähr.

Auch im Insolvenzfall des Fußballklubs Sturm Graz verfolgt Scherbaum als Treuhänder Haftungsansprüche, wobei er den Ausgang des Strafverfahrens gegen Hannes Kartnig & Co abwartet.

Keine Einigung soll es bisher in den Vergleichsverhandlungen mit der A-Tec-Holding geben. Laut Franz Blantz vom AKV sollen rund 16 Millionen Euro vom Mutterkonzern in den Massetopf der AE&E fließen. Doch die Vergleichsgespräche gestalten sich schwierig, da zahlreiche „Nebenabreden” existieren.

So will Insolvenzverwalter Scherbaum nach seinen eigenen Angaben auch in den Leasingvertrag für den AE&E-Standort im steirischen Raaba eintreten, den eine Gesellschaft, hinter der eine Stiftung der A-Tec-Vorstände stehen soll, abgeschlossen hat. Derzeit zahlt Andritz für den Betriebsstandort ein Nutzungsentgelt an den Insolvenzverwalter und der bezahlt die Leasingraten. Hier spießt sich eine Lösung bisher an den unterschiedlichen Bewertungen.

Vergleich geschlossen

Bereits verglichen hat sich Scherbaum mit dem Staat Spanien, der ursprünglich 134 Millionen Euro aus einer Garantie der AE&E für die insolvente Tochter Babcock Power Espania forderte. Spanien hat die Forderung auf 53 Millionen Euro reduziert.

„Damit ist der größte Brocken weggefallen”, sagt AKV-Insolvenzexperte Franz Blantz. „Bis zum Vergleich mit den Spaniern war unklar, ob man die Quote überhaupt erfüllen kann.” Insolvenzverwalter Scherbaum hat derzeit 42,5 Millionen Euro auf dem Massekonto.