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Nach Bomben auf Zivilisten beseitigte US-Armee Beweise

Von Rainer Mayerhofer

Politik

London - Ein Montag von der britischen Zeitung "The Times" veröffentlichter UNO-Untersuchungsbericht enthält schwere Vorwürfe gegen die US-Armee. Nach diesem Bericht hätten US-Soldaten nach einem irrtümlichen Angriff auf eine Hochzeitsgesellschaft in der Nähe des Dorfes Kakrakai, bei dem in der Nacht zum 1. Juli 48 Menschen ums Leben gekommen sind und mehr als 100 verletzt wurden, Spuren des Angriffes beseitigt.


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Amerikanische Soldaten sind laut UN-Bericht kurz nach dem Angriff in dem Dorf aufgetaucht und haben Bombensplitter, Geschosse und Blut beseitigt. Afghanischen Frauen seien während dieser Vorfälle die Hände auf den Rücken gebunden worden. Der UN-Bericht hält auch fest, dass es entgegen den amerikanischen Behauptungen keine Hinweise dafür gebe, dass vom Boden aus auf amerikanische Flugzeuge gefeuert worden sei. Es gebe starke Diskrepanzen zwischen dem, was von US-Seite behauptet wurde und dem, was wirklich geschehen sei.

US-Militärs hatten nach dem irrtümlichen Angriff auf Zivilisten behauptet, das Bombardement sei erfolgt, nachdem US-Streitkräfte, die auf der Suche nach Taliban- und Al-Kaida-Kräften waren, vom Boden aus beschossen worden seien. Vertreter des US-Verteidigungsministeriums sagten, Kameras in den US-Flugzeugen hätten das vom Boden kommende Feuer aufgenommen, aber das Pentagon hat diese Filme bisher nicht freigegeben.

Von UN-Seite wird laut "The Times" darauf hingewiesen, dass der Untersuchungsbericht von "erfahrenen und angesehenen UN-Mitarbeitern, die sich seit einiger Zeit in der Region aufhalten und sich gut auskennen", erstellt wurde.

Das irrtümliche US-Bombardement auf die Hochzeitsgesellschaft bei Kakrakai hat die antiamerikanischen Gefühle in Afghanistan besonders aufgestachelt, war aber nicht der erste derartige Angriff auf Zivilisten. Nach Angaben der amerikanischen Organisation Global Exchange, die die meistbombardierten Regionen Afghanistans in den letzten sechs Monaten untersucht hat, sind durch US-Bomben mehr als 800 Zivilisten ums Leben gekommen. Die Irrtümer der US-Armee seien auf schlechte Kenntnis des Terrains zurückzuführen, die oftmals durch falsche Infomationen örtlicher Kriegsherren verursacht worden seien, die rivalisierenden Clans damit Schaden zufügen wollten, aber auch durch übermäßiges Vertrauen in sogenannte "chirurgische Operationen".

Die Nichtregierungsorganisation glaubt, dass die Zahl der zivilen Opfer noch weiter steigen wird, wenn man mehr Details über die US-Operationen erfährt. "Die intelligenten Bomben sind nur so intelligent wie die Menschen die sie bedienen" sagte ein Sprecher der Organisation.