Kostenexplosion bei Rasierklingen. | Geräte werden immer billiger, das Zubehör teurer. | Wien.Vom Nassrasierer über den Drucker bis zur Kapsel- oder Pads-Kaffeemaschine: Oft wird das Ausgangsprodukt in Aktion gekauft, die Folgekosten kommen den Kunden aber teuer. "Beim Geräteverkauf gibt es einen harten Preiswettbewerb", sagt Gerhard Früholz vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) über den meist günstigen Anschaffungspreis.
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Das böse Erwachen kommt für den Konsumenten während der Nutzung. Denn für Ersatzteile wie Rasierklingen muss dieser meist auf die Originalprodukte zurückgreifen. "Beim Zubehör sind die Wahlmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Da können die Hersteller kräftig zulangen", sagt Früholz. Gillette-Pressesprecherin Nina Knecht erklärt diese Verkaufsstrategie: "Wir bieten unsere Rasierer oft in Aktion an, damit die Kunden auf neue Modelle umsteigen. Die Klingen werden aber meistens zum regulären Preis verkauft."
Die Preise für Ersatzteile sind oft saftig im Vergleich zum Ausgangsprodukt: So wird die elektrische Zahnbürste "Oral B Vitality" bei der Drogeriekette Bipa derzeit um 24,90 Euro angeboten. Die "Precision Clean"-Aufsteckbürsten im Viererpack kosten 19,99 Euro - also fast fünf Euro pro Bürste.
Vier Euro pro Klinge
Ein weiteres Beispiel: Der Herren-Nassrasierer "Gillette Fusion Phenom" kostet bei Bipa 13,99 Euro, vier passende Klingen 15,99 Euro - umgerechnet vier Euro pro Klinge. Die Preise für Rasierklingen explodierten in den vergangenen Jahren geradezu: Ein Zehnerpack "Gillette Contour Plus"-Klingen kostete im März 2004 beim Drogeriemarkt dm noch 8,75 Euro, wie ein Leser der "Wiener Zeitung" beobachtete. Derzeit kostet die Packung laut Angaben des Herstellers P&G 11,95 Euro - was eine Preiserhöhung um 37 Prozent gegenüber 2004 bedeutet. Allein von August 2008 bis August 2009 wurden die Klingen um zehn Prozent teurer.
Den Preis begründet Knecht so: "Die Klingen sind nicht günstig, aber es steckt auch viel Forschung und Technik dahinter."
Hohes Innovationstempo
Ähnlich rechtfertigen Hersteller die Kosten für Druckerpatronen: "Der Preis kommt durch den Aufwand für Forschung und Entwicklung zustande", so Barbara Werwendt, von HP Österreich. Ein HP-Tintenstrahldrucker wird bereits um 59 Euro angeboten, für eine Patrone müssen Kunden aber ab 15 bis 17 Euro hinlegen.
Kritik kommt von AK-Konsumentenschützer Karl Kollmann: "Die Preise für Drucker werden gezielt niedrig gehalten. Die Verbraucher sind mit dem Kauf aber jahrelang als Zwangskunden gebunden." Zwar können die Patronen auch von anderen Anbietern gekauft oder wiederbefüllt werden, HP garantiert dann aber nicht die Qualität.
Besonders teuer sind die laufenden Kosten bei Kaffeemaschinen mit Pads- oder Kapsel-System. Hersteller wie Jacobs bieten etwa 18 Kaffeepads zu insgesamt 125 Gramm um 2,99 Euro an - ein Kilo kostet somit fast 24 Euro. Der gleiche Kaffee in der ganzen Bohne kostet die Hälfte. So bekommt man ein Kilo der Sorte Jacobs Caffè Crema bei Billa um 11,99 Euro. Den großen Preisunterschied erklärt Barbara Blohberger, Sprecherin für die Kraft Foods-Marke Jacobs, mit dem "großen Aufwand für die Verpackung".
Neben hohen Kosten für Ersatzteile kritisiert Kollmann auch, dass Produktneuheiten in immer kürzeren Abständen auf den Markt gebracht werden: "Wir können uns diesen ökologischen Luxus nicht leisten." Gillette entgegnet, dass Kunden nicht gezwungen sind, auf neue Modelle umzusteigen: "Wir bieten weiterhin Klingen für ältere Modelle an", so Knecht.