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Nach dem Kopftuch ist vor dem Stadion

Von Christoph Rella

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Masud Soltanifar, Jugend- und Sportminister der Islamischen Republik Iran, darf sich freuen. Denn ab dem 1. Oktober 2017 dürfen, wie der internationale Basketball-Verband (Fiba) im Mai beschlossen hat, muslimische Basketballerinnen bei sportlichen Großereignissen wie WM oder Olympia mit Kopftuch antreten. Und Soltanifar wird sich diesen Erfolg an seine Fahnen heften, hatte er doch bei dieser Debatte sein gesamtes politisches Gewicht in die Waagschale gelegt - und unter anderem einen Brief an die Fiba geschrieben -, um für seine Athletinnen das Recht auf Dribbeln mit Schleier durchzusetzen. Sein Einsatz sei ihm gedankt, bildete doch der Basketballsport die letzte Bastion der Kopftuchgegner. In Fußball, Hockey, Hand- und Volleyball ist die Regelung ja bereits vor Jahren gefallen.

Und auch die iranischen Frauen werden es ihm danken. Allerdings sollten sie ihn bei der Gelegenheit daran erinnern, vielleicht auch gleich einen geharnischten Brief an den iranischen Fußballverband FFI zu schreiben, hat doch dieser am Dienstag entgegen massiver Proteste erneut beschlossen, am Stadionverbot für Frauen im Iran festzuhalten. Weil Fußballstadien "kein geeigneter Ort für Frauen" seien, wie FFI-Boss Mehdi Tadsch meinte. Dass das im Iran nicht nur die meisten Frauen anders sehen, sondern auch namhafte Politiker wie Präsident Hassan Rohani, scheint die Funktionäre, die den konservativen Klerus hinter sich wissen, nicht groß zu stören. Ob sie auf Soltanifar hören werden, ist da unwahrscheinlich. Obwohl: Wer es mit einem ganzen Weltverband, noch dazu eines westlichen Sports wie Basketball, aufnehmen kann, wird wohl auch ein paar Fußball-Bosse zur Vernunft bringen können, oder?