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Nach den Kampfzinsen folgt die Krise: Schlechter Start für Kaupthing Bank

Von Petra Medek

Analysen

Am Mittwoch hat die Regierung mit Nachdruck versichert, dass die Einlagen in Österreich sicher sind. Statt 20.000 Euro pro Person und Institut sollen künftig das gesamte Ersparte gesichert sein. Doch am Donnerstag stellt sich bei einer kleinen Gruppe unter den Anlegern ein flaues Gefühl in der Magengrube ein: Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA untersagte der Tochter der isländischen Kaupthing Bank in Österreich teilweise ihre Geschäfte. Das bedeutet konkret, dass die Isländer nicht nur keine neuen Gelder entgegen nehmen dürfen. Für jene, die ihr Erspartes dort angelegt haben, heißt das: Bitte warten. | Denn jene Gelder, die bei der Kaupthing Edge liegen, werden eingefroren. Damit soll gesichert werden, dass die Guthaben nicht irgendwo versickern.


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Wie ist das möglich? Widerspricht das nicht dem gerade geleisteten Eid, dass Sparguthaben ohnehin felsenfest sicher seien?

Die isländische Direktbank nimmt zwar die Gelder der Sparer in Österreich - für extrem hohe Zinsen - entgegen, doch das tut sie nicht mit einer österreichischen Bankkonzession, sondern mit einer isländischen. Das bedeutet, dass sie der isländischen und nicht der österreichischen Bankenaufsicht und Einlagensicherung unterliegt.

Auf diesen Umstand sei in allen entsprechenden Unterlagen hingewiesen worden, betont FMA-Sprecher Klaus Grubelnik. Der wesentliche Unterschied zur österreichischen Einlagensicherung liege nicht in der Höhe des gesicherten Betrages, sondern darin, dass die Sparer mit ihren Forderungen in Reykjavik statt in Wien vorstellig werden müssten. Die Kaupthing Bank muss, um im EWR-Raum tätig zu sein, einen Betrag garantieren, der 200 Euro über jenen bisher hierzulande gesicherteren 20.000 Euro liegt.

Wann jene 200 bis 300 österreichischen Kunden der isländischen Onlinebank zu ihrem Geld kommen, ist derzeit noch völlig unklar. Es werde so rasch wie möglich eine Lösung gesucht, heißt es. Nicht mit einer österreichischen Konzession arbeitet übrigens auch die Direktbank ING-Diba, sie unterliegt der deutschen Einlagensicherung. Wer wissen will, was auf sein Erspartes zutrifft, kann bei der FMA die konzessionierten Banken nachfragen (www.fma.gv.at).

Neben der gesetzlichen Einlagensicherung gibt es hierzulande auch Banken, die selbst eine bis zu 100-prozentige Sicherheit der Einlagen garantieren. Sparkassen, Raiffeisenbanken und Volksbanken haben eigene Garantiekreise und Haftungsgemeinschaften.

Bleibt noch die Frage, wann die Sparer im Fall des Falles ihr Geld wiedersehen. Bisher galt ein Rahmen von drei Monaten ab Antrag auf Auszahlung. Das war bei den bisher relativ kleinen Bankenpleiten kaum ein Problem. Wie das aber bei wirklich dicken Fischen aussehen würde, steht auf einem anderen Blatt. Denn damit hat Österreich - Gott sei Dank - keine Erfahrung.

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analyse@wienerzeitung.at