Die Einigung im Lehrer-Streit brachte zwar nicht exakt das, was Unterrichtsministerin Claudia Schmied ursprünglich wollte - nämlich, dass Lehrer durchgängig mehr Zeit in der Klasse verbringen -, sie ist auch nicht ideal, aber besser als die Ausgangslage. Jetzt geht es für Ministerium und Gewerkschaft darum, zerschlagenes Porzellan zu kitten und die Zukunft der Schule neu zu denken. | Zunächst einmal: Es gibt für heuer und nächstes Jahr zwar nicht die von Schmied geforderten 525 Millionen, aber immerhin 422,5 Millionen Euro mehr. Die gesamte Summe davon wird für Lehrer aufgewendet. Schmied kann also die meisten ihrer angekündigten Projekte umsetzen.
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240 Millionen Euro davon kommen von der Mietenstundung durch die BIG, 130 Millionen Euro aus dem Zulagenverzicht der Lehrer und 60 Millionen aus der Altersteilzeit und dem Stundenkonto. 190 Millionen Euro tragen also die Lehrer selbst zu dieser Lösung bei. Ob die Gewerkschaft, die derzeit in den Medien als Sieger dargestellt wird, bei ihrer Klientel tatsächlich so gut davon kommt, wie sie denkt, bleibt dahin gestellt.
Zumal die Lehrer nun an den fünf schulautonomen Tagen auch tatsächlich an der Schule sein müssen. Das hätten sie auch bisher schon müssen, weil schulautonome Tage der Weiterbildung oder der Koordination an der Schule dienen. Jetzt soll zumindest an zwei dieser Tage Förderunterricht angeboten werden. Ob sich damit tatsächlich die Unsummen für Nachhilfe, die Eltern jährlich (rund 130 Millionen Euro) ausgeben, verringern, bleibt dahingestellt. Was an den übrigen drei der fünf schulautonomen Tage passiert, ist ebenfalls noch nicht klar, dafür wollen die Schülervertreter ihre Wünsche noch deponieren.
Wenn man der Lösung etwas Positives abgewinnen will, kann man sagen, dass Schmied nach acht Wochen des Streits ihre Grundüberlegung durchgebracht hat: Mehr Geld als Gestaltungsspielraum für die Schule zu haben - zumindest vorübergehend. Auch die Tatsache, dass Lehrer nun doch mehr Zeit an der Schule verbringen, geht in die richtige Richtung und könnte den Weg frei machen zu einer Kernarbeitszeit der Lehrer (etwa von 8.30 Uhr bis 14 Uhr an Volksschulen und von 8.30 Uhr bis 15 Uhr in der Sekundarstufe I).
Die Lehrer-Gewerkschaft ihrerseits hat zumindest einmal Reformbereitschaft erklärt. Eine Organisation der Lehrer, die sich mit Inhalten auseinandersetzt, wäre hilfreich für die Diskussion kommender Reformen. Problematisch wäre es, nach der Einigung wieder den Kopf in den Sand zu stecken. Die Schulreform muss weiter gehen. Zum Nutzen aller sollte beim nächsten Mal Geld in ein ganzheitliches Projekt gesteckt werden.