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Bundesheer liegt bei der Einführung der Jets im Plan. | Sparzwang fast überall spürbar. | Ersatz für "Saab 105" gesucht. | Zeltweg. Man tut dem Bundesheer nicht unrecht, wenn man es mit einer riesigen Baustelle vergleicht. Immerhin schwingt dabei immer auch die Aussicht auf eine bessere Zukunft mit. Für den Moment jedoch regiert die Mangelwirtschaft: Die Aufgaben müssen in ein realistisches Verhältnis zum Budget gebracht werden. Den Weg leitet die Bundesheerreform, die die Zentralbürokratie kürzt, die Mobilmachungsstärke halbiert und nicht mehr gebrauchte Immobilien gewinnbringend zu veräußern versucht.
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Trotz dieser Mammutaufgabe dominiert seit Jahren nur ein Thema die Schlagzeilen: Sinn und Unsinn der Eurofighter-Beschaffung. Die Frage wurde zur Glaubenssache. Sehr zum Unglück der meisten Militärs: Generalstabschef Edmund Entacher: "Wir im Apparat leiden darunter, dass die Debatte so schwer zu versachlichen ist."
Modernster Fliegerhorst
Spät, aber doch, versucht das Heer nun, die hitzige Debatte mit Sachargumenten auf den Boden überprüfbarer Tatsachen zurückzuholen - und lud Journalisten zum Lokalaugenschein ins steirische Zeltweg, wo die Eurofighter stationiert sind. Hier sind mittlerweile sieben von insgesamt 15 Jets gelandet. In Zeltweg ist um 130 Millionen Euro der derzeit modernste Fliegerhorst Europas im Entstehen: Den Eurofightern wird es zumindest bei der Infrastruktur an nichts fehlen.
Nicht ganz so rosig ist die Situation bei Nachbeschaffungen, deren erste bereits 2011/12 anstehen. Hier ist die Geldnot des Heeres unmittelbar spürbar. Dass die frühen Nachbeschaffungen eine Folge der Nachverhandlungen von Verteidigungsminister Norbert Darabos zwecks Drückung des Kaufpreises sein könnten, wird jedoch von Brigadier Erwin Jeloschek, dem Gesamtverantwortlichen für die Einführung der Eurofighter, bestritten. Es seien lediglich Dinge abbestellt worden, die für die Luftraumüberwachung nicht notwendig seien. Zur Erinnerung: Österreichs Eurofighter sind nicht für Luftraumverteidigung vorgesehen, die derzeitigen Bedrohungsanalysen sehen dies nicht vor.
Und wieder neue Jets
Neben den derzeit in Betrieb befindlichen sieben Eurofightern, den zwölf geleasten "F-5" stehen dem Heer noch 28 "Saab 105" für die Luftraumüberwachung zur Verfügung. Letztere erfüllen seit den Eurofightern ihre Aufgabe als Schulungsjets nicht mehr, hinzu kommt ihr Dienstalter von drei Jahrzehnten. Ein Nachrüsten rentiert sich da nicht mehr - eine neue, trotzdem kostengünstige Lösung muss als Ersatz für die "Saab 105" her.
Viel Zeit hat das Heer dafür nicht: 1,2 Millionen Flugbewegungen pro Jahr über Österreich wollen schließlich möglichst lückenlos überwacht werden. Hinzu kommt, dass nach der Fußball-Euro im Juni die zwölf 2 von der Schweiz geleasten "F-5"-Jets retourniert werden, ab Juli übernehmen die Eurofighter die Luftraumüberwachung federführend.
Dass die hochmodernen Jets dazu auch in der Lage sein werden, war die Botschaft, die das Heer beim Lokalaugenschein vermitteln wollte. Die Einführung der hochkomplexen Eurofighter verlaufe plangemäß, Ziel sei ein Klarstand von 60 Prozent - übersetzt heißt das, dass von 15 Jets neun ständig einsatzbereit sein müssen - "und das werden wir auch schaffen", so Entacher. Unterstützung erhalten sie von drei großen Radarstationen, die den Luftraum von Stuttgart über Leipzig bis Sarajewo auf dem Bildschirm haben. Die Radarinfrastruktur kommt übrigens auch schon in die Jahre: Neues Gerät wird demnächst auch hier gebraucht.
Derzeit verfügt das Heer über sechs ausgebildete Eurofighter-Piloten, vier sind noch bis Juni auf Ausbildung in Deutschland, im Dezember sollen vier weitere bereit zum Dienstantritt sein. Dann wird das Heer sein Soll von 14 EF-Piloten erfüllt haben.