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Laut vorläufiger Zahlen des ÖSTAT ging das österreichische Exportwachstum im 1. Halbjahr 1999 auf 2,7% zurück. Ausschlaggebend dafür waren eine Verschlechterung der internationalen Konjunktur und | das Ausbrechen von Wirtschafts- und Finanzkrisen in mehreren Regionen. Gleichzeitig sorgte die gute heimische Konjunktur für ein relativ starkes Importwachstum (4,0%). Dementsprechend verschlechterte | sich im 1. Halbjahr 1999 die Handelsbilanz um 6,5 Mrd. Schilling (8,18 Mrd. Euro). Laut einer vom Institut für Höhere Studien (IHS) erstellten neuen Außenhandelsprognose zeichnet sich aber eine | Belebung der Exportdynamik ab, geht aus den "Trade News" des Wirtschaftsministeriums hervor.
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Die Trendumkehr setzte im 2. Halbjahr 1999 ein und wird sich im nächsten Jahr verstärken. Die Exporte werden 2000 um 6%, die Importe um 8,6% wachsen, so die Prognose. Das Handelsbilanzdefizit
dürfte sich damit auf 112,5 Mrd. Schilling im nächsten Jahr vergrößern. Diese Entwicklung sei typisch für die Aufschwungphase, in der sich die österreichische Konjunktur derzeit befindet.
Schwächung der Exporte seit Rekordjahr 1997
Die Verlangsamung des Exportwachstums, die bereits 1998 anfing, setzte sich im 1. Halbjahr 1999 fort. Laut vorläufiger Daten erreichte das Exportwachstum 2,7% · nur ein Sechstel des
Rekordwachstums des Jahres 1997. Gleichzeitig verringerte sich das Importwachstum auf 4,0%, lag damit aber um 1,3 Prozentpunkte über jenem der Exporte. Dementsprechend verschlechterte sich im 1.
Halbjahr 1999 die Handelsbilanz. Dies sei auf eine Verschlechterung der internationalen Konjunktur sowie auf das Auslaufen der positiven Integrationseffekte des EU-Beitrittes Österreichs
zurückzuführen.
Ende des "Ost-Booms" in Sicht?
Darüber hinaus kennzeichneten einmalige Sondereffekte, wie das Ausbrechen von Wirtschafts- und Finanzkrisen, die Entwicklung. So gingen die Ausfuhren nach Rußland im 1. Halbjahr 1999 gegenüber dem
Vergleichszeitraum des Vorjahres um über 40%, jene in die Oststaaten um 2,7% zurück · der erste Exportrückgang in diese Region seit 1993, der ein vorläufiges Ende des Ostbooms ankündigen könnte. Die
Ausfuhren nach Südamerika schrumpften um 15,8%, und die Exporte in die südostasiatischen Länder blieben weiterhin relativ niedrig (3,8% Zuwachs).
Gleichzeitig sorgte die · im Vergleich zu den wichtigsten Handelspartnern · gute heimische Konjunktur für ein gegenüber den Exporten relativ starkes Importwachstum. Deutlich zeigte sich etwa
der EDV-Boom: Importe von Computern und anderen Rechenmaschinen legten um 20% zu, wobei sich hier die Investitionen in die Jahr-2000-Umstellung bemerkbar machten. Importe dauerhafter Konsumgüter
stiegen um 6%.
Investitionen der heimischen Wirtschaft schlugen sich in höheren Einfuhren von Maschinen und Fahrzeugen (plus 8%) nieder. Die wichtigsten Lieferländer im 1. Halbjahr 1999 waren · ähnlich den größten
Exportmärkten · Deutschland (42%), Italien (8%), die USA und Frankreich (je 5%).
Erstmals fundierte Prognose über Gesamtwarenhandel
Das IHS erarbeitete im Auftrag des Wirtschaftsministeriums ein neues Modell für die Prognose der regionalen und sektoralen Entwicklung des österreichischen Warenhandels. Damit stehen erstmals
fundierte Aussagen über die zukünftige Entwicklung des österreichischen Gesamtwarenhandels, der Warenströme mit den wichtigsten geographischen Regionen und Handelspartnern sowie der Warenstruktur des
österreichischen Außenhandels zur Verfügung.
Die Prognose beruht auf ökonometrischen Methoden und ist in Gliederung und Struktur einzigartig. Der Prognosezeitraum umfasst zwei Jahre. Das Modell wird halbjährlich mit den neuesten
Wirtschaftsdaten aktualisiert und neuberechnet werden.
Gute Aussichten für Exporteure im Neuen Jahr
Die Exportentwicklung wird weiterhin durch ungünstige Konjunkturaussichten in einigen der wichtigsten Handelspartner geprägt. Dazu wirken steigende Erdölpreise bremsend. Das IHS erwartet jedoch im
1. Halbjahr 2000 eine Trendumkehr, die durch eine Verbesserung der internationalen Konjunktur, die fortschreitende Stabilisierung in Krisenregionen sowie die steigende Wettbewerbsfähigkeit der
österreichischen Exporteure, wie auch durch weiterhin niedrige Inflationsraten begünstigt wird.
Das schlägt sich in einem prognostizierten Gesamtexportwachstum von 4,3 % für das zweite Halbjahr 1999 und 6,0 % für das Jahr 2000 nieder, d. h. weniger als 1998 (8,4%), aber deutlich mehr
als im 1. Halbjahr 1999 (2,7%).
Die Exportaussichten in einzelnen Länder und Regionen sind unterschiedlich. Die Exporte in die EU-Länder werden sich 2000 nach geringem Wachstum (2,9%) 1999 parallel mit dem Konjunkturverlauf in
diesen Ländern leicht erholen und um 6,3% zulegen. Das Wachstum der Exporte in die USA wird sich 2000 hingegen deutlich verlangsamen (6,2%, 1999: 16,7%), dürfte aber weiterhin über dem
Gesamtdurchschnitt bleiben.
Auch 2000 rechnen die Wirtschaftsforscher mit einem kräftigen Zuwachs bei den österreichischen Importen: Die Rückgänge der Inlandsnachfrage durch die Sparpakete sind endgültig überwunden und die
Steuerreform lässt positive Einkommenseffekte erwarten. So erwartet das IHS für 2000 einen Import-Zuwachs von 8,6%.
Deutschland bleibt wichtigster Handelspartner
Dieser Zuwachs wird hauptsächlich von den Importen aus der EU und besonders von den Wareneinfuhren aus Deutschland (1999: 6,3%; 2000: 8,3%) getragen. Starke Zuwächse verzeichnen auch die Einfuhren
aus Asien (1999: 11,7%; 2000: 9,0%) · einerseits durch den Ölpreisanstieg bei den Importen aus dem Nahen Osten, andererseits durch hohe Zuwachsraten bei den Importen aus Japan und
Südostasien.
Damit wird das Wachstum der Importe über jenem der Exporte bleiben, wobei sich die Wachstumsdifferenz 2000 auf 2,6 Prozentpunkte vergrößert.
Höherer Erdölpreis lässt Energieexporte steigen
Auch die Entwicklung in den einzelnen Warengruppen entspricht der konjunkturellen Entwicklung im In- und Ausland. Die Energieexporte werden nach dem Rückgang im 1. Halbjahr 1999 (minus 21,0%)
entsprechend der mit dem Ölpreisanstieg einhergehenden Verteuerung bei den Strompreisen nominell wieder kräftig · um 15,0% · ansteigen und auch die Exportdynamik bei chemischen Erzeugnissen,
Maschinen und Fahrzeugen bleibt überdurchschnittlich.
Bei den Importen wird heuer vor allem die Nachfrage nach Maschinen und Fahrzeugen mit 7,8% kräftig ansteigen, im nächsten Jahr werden die Warengruppen chemische Erzeugnisse und bearbeitete Waren mit
11,9% bzw. 11,3% die höchsten Zuwachsraten aufweisen. Infolge der Preisentwicklung unterdurchschnittliche Zuwächse werden sowohl import- als auch exportseitig für den Nahrungsmittelbereich erwartet.