AK-Präsident Kaske fordert Ausbau der Kinderbetreuung und Papamonat.
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Wien. Mütter unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit nach der Geburt lange und müssen nach einer Karenz erhebliche Einkommensverluste hinnehmen, Männern schadet die Auszeit hingegen finanziell kaum. Zu diesem Ergebnis kommt das Wiedereinstiegsmonitoring der Arbeiterkammer (AK), das AK-Präsident Rudolf Kaske am Dienstagabend präsentierte.
Für die Studie wurden Daten des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger und des Arbeitsmarktservice (AMS) über die Bezieher von Kinderbetreuungsgeld zwischen 2006 und 2010 langfristig analysiert. Selbständige und Beamte wurden dabei nicht erfasst. Künftig soll die Studie jährlich aktualisiert werden.
Bei Rückkehr degradiert
"Viele Mütter nutzen die maximale Bezugsdauer des Kinderbetreuungsgeldes aus und steigen erst dann wieder in den Beruf ein", so AK-Expertin Gerlinde Hauer. Nur 38 Prozent der Frauen, die 2006 eine Kinderauszeit begonnen haben und zuvor beschäftigt waren, waren zum zweiten Geburtstag des Kindes wieder erwerbstätig. Vier Jahre nach der Geburt waren 70 Prozent der Frauen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt.
Von jenen Müttern, die vor der Karenz nicht oder nur geringfügig beschäftigt waren, kehrten nur 41 Prozent bis zum vierten Geburtstag des Kindes in die Erwerbstätigkeit zurück. Mit der Zahl der Kinder erhöht sich die Wiedereinstiegsquote. Vätern gehen deutlich kürzer in Karenz: Drei Monate nach Beginn der Kinderauszeit sind 53 Prozent wieder beschäftigt. "Je länger eine Person vom Arbeitsplatz weg ist, desto schwieriger ist es, zurückzukehren und an das Einkommen vor der Karenz anzuschließen", sagt Studienautor Andreas Riesenfelder von der L&R Sozialforschung.
Verdienten vor der Geburt des Kindes 45 Prozent der zuvor erwerbstätigen Frauen mehr als 2000 Euro brutto monatlich, so waren es vier Jahre danach nur mehr 17 Prozent. Bei Vätern sank der Anteil von Personen mit mehr als 2000 Euro Brutto-Monatsgehalt hingegen lediglich von 52 auf 50 Prozent.
Die AK führt diese Einkommensunterschiede auf den hohen Anteil von Müttern in Teilzeit zurück. "Viele Wiedereinsteigerinnen bekommen keine gleichwertige Tätigkeit vom Arbeitgeber angeboten", sagt Kaske. So wandte sich eine Filialleiterin im Handel, die bei ihrem Wiedereinstieg zur Regalbetreuerin degradiert wurde, an die AK-Beratung. Geht es nach dem Wunsch der AK, soll eine schlechtere Beschäftigung nach der Karenz nur mehr nach einer Genehmigung des Arbeits- und Sozialgerichts erlaubt sein.
Die 2008 eingeführten "Kurzvarianten" des Kinderbetreuungsgeldes (20 plus 2 oder 15 plus 3 Monate Bezugsdauer) führen laut der Analyse dazu, dass mehr Väter in Karenz gehen und Frauen früher wieder in den Job einsteigen. Der Anteil der gut erwerbsintegrierten Väter in Karenz hat sich vom Jahr 2006 auf 2010 von 9 auf 17 Prozent fast verdoppelt.
Von den erwerbstätigen Frauen, die 2006 in Karenz gingen, waren nach zwei Jahren 38 Prozent wieder im Job, bei einer Geburt 2008 waren es bereits 44 Prozent. Die Wirkung der 2010 eingeführten Modelle (12 plus 2 Monate pauschal oder einkommensabhängig) wurde in der Untersuchung noch nicht erhoben.
Nachteile bis zur Pension
"Die Einkommensnachteile für Frauen wirken langfristig. Diesen Rucksack schleppen Frauen bis zur Pension mit. Kind und Beruf müssen besser vereinbar werden", so AK-Präsident Kaske. "Am Land sperren viele Kindergärten mittags zu, das ist nicht mit einer Vollzeitarbeit vereinbar."
Er fordert mehr Plätze und längere Öffnungszeiten in der Kinderbetreuung - in den Ausbau und die Qualitätsverbesserung soll der Bund in den kommenden vier Jahren je 100 Millionen Euro investieren, die von den Ländern kofinanziert werden. Derzeit sind es 15 Millionen Euro pro Jahr.
Zudem setzt sich die AK für einen Papamonat ein, in dem Väter das Recht auf Freistellung vom Job haben. Die Finanzierung soll vom Familienlastenausgleichsfonds kommen. Das AMS soll Mütter sechs Monate vor dem Ende des Kindergeldbezuges kontaktieren und über Qualifizierungsangebote informieren. Elternteilzeit soll auch in Betrieben mit weniger als 21 Beschäftigten möglich sein, fordert die AK.