Bildungsminister zieht bundesweit Konsequenzen nach der Spuckaffäre in der HTL-Ottakring.
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Wien. Der in Handgreiflichkeiten ausgeartete Konflikt an der HTL in Ottakring und andere Fälle von Gewalttätigkeit an Schulen haben über den Anlassfall hinaus Folgen. Der Fall in der HTL wird von einer unabhängigen Kommission untersucht. Bildungsminister Heinz Faßmann bereitet aber, wie die "Wiener Zeitung" erfahren hat, bereits einen weiterreichenden Schritt vor. Demnach soll in Österreich die Idee sogenannter Timeout-Klassen, in die gewalttätige Schüler eine Zeit lang gehen müssen, umgesetzt werden, wie im Büro des Bildungsministers erklärt wurde. Dabei soll nicht zuletzt die Schweiz Vorbild sein.
Die genauen Umstände der Vorfälle in Ottakring werden untersucht. Ein Video soll zeigen, dass ein Schüler einen Lehrer provoziert hat, dieser hat angeblich auf ihn gespuckt und war dann vom Schüler gestoßen worden.
In die unabhängigen Prüfkommission sollen das Bildungsministerium und die Personalvertretung Mitglieder entsenden, kündigte der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer via Austria Presseagentur an. "Wir wollen gar nicht erst den Eindruck entstehen lassen, dass es um eine Reinwaschung geht oder eine interne Lösung, die nicht an die Oberfläche kommen soll", sagte Himmer nach einem Besuch der Schule am Montag. Dies habe er mit dem Direktor vereinbart, der sein volles Vertrauen besitze. Der Schüler ist vom Unterricht suspendiert, der Lehrer in dieser Klasse abgezogen worden.
Dabei wird es aber nicht bleiben. Im Bildungsministerium werden bereits seit einigen Monaten Vorschläge für Timeout-Klassen geprüft. Für diese hat sich nicht zuletzt der Chef der Pflichtschullehrergewerkschaft, Paul Kimberger, stark gemacht.
"Wir werden das demnächst vorstellen", wurde im Bildungsressort zu Timeout-Klassen erläutert. Wahrscheinlich sei, dass diese in Form von Pilotprojekten eingeführt werden. Noch offen bis zuletzt war, wie lange gewalttätige Schüler aus ihrem Klassenverband herausgenommen werden. Vor allem müsse auch differenziert werden zwischen gewalttätigen Schülern und psychisch beeinträchtigen Schülern.
"Wir wollen das mit Augenmaß machen", wurde im Bildungsministerium versichert. Damit soll vor allem auch eine klare Abgrenzung zu den von FPÖ-Seite verlangten "Erziehungscamps" für Schläger in der Schule erfolgen.
258 Anzeigen, die meisten davon in Neuen Mittelschulen
In Wien hat es im Schuljahr 2017/18 insgesamt 258 Anzeigen nach Gewalttätigkeiten an Schulen gegeben Es handelt sich dabei um die jüngsten verfügbaren Daten, die von der Landespolizeidirektion Wien und Wiens Bildungsdirektion stammen. 229 davon betrafen Handlungen gegen Leib und Leben.
Mehr als die Hälfte aller Anzeigen im vergangenen Schuljahr, nämlich 138, entfielen auf Neue Mittelschulen in Wien, in denen rund 30.500 Mädchen und Burschen unterrichtet werden. In Berufsbildenden Schulen gab es 21 Anzeigen bei 61.500 Schülern. In Allgemeinbildenden Höheren Schulen waren es 37 Anzeigen bei 65.000 Schülern, in Volksschulen 29 Anzeigen bei rund 70.000 Schülern. In 278 Fällen kam es zur Suspendierung von Schülern.
Eine zu langsame Reaktion der Schule ortet Bundesschulsprecher Timo Steyer im Fall -an der HTL Ottakring. "Wir haben von Freunden mitbekommen, dass es dort schon länger Brenzligkeiten gab", so Steyer. Generell brauche es an den Schulen dafür mehr Supportpersonal oder Psychologen.
Volksanwalt Peter Fichtenbauer (FPÖ) möchte klären, inwieweit ein Fehlverhalten des Direktors vorliegt. Er habe daher ein amtswegiges Prüfverfahren wegen Verdachts auf grobe Verletzung der Aufsichtspflicht eingeleitet.