Die positive Wirkungsweise des bereits bekannten Wirkstoffes Letrozol, der derzeit bei fortgeschrittenem oder metastasierendem Brustkrebs eingesetzt wird, wurde nun von Forschern auch bei der Behandlung von postmenopausaler Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium nachgewiesen. Weil das Medikament Femara des Schweizer Pharmakonzerns Novartis bei einer internationalen Studie so gute Erfolge erzielte, wurde die Studie jetzt sogar abgebrochen, um den mit Placebos "behandelten" Patientinnen das Mittel nicht vorzuenthalten.
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Die Studie unter der Leitung des National Cancer Institute of Canada Clinical Trials Group hätte insgesamt fünf Jahre dauern sollen, zeigte aber schon bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 2,4 Jahren eine Reduktion des allgemeinen Risikos eines Wiederauftretens um 43 Prozent. Auch das Risiko des Auftretens von Krebs in der anderen Brust konnte um 46 Prozent reduziert werden.
Geschätzte absolute Verbesserung 6 Prozent
Die geschätzte absolute Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens postmenopausaler Patientinnen, die das Medikament nahmen, betrug sechs Prozent im Vergleich zu Placebo nach vier Jahren Einnahme, wie Gerfried Nell, medizinischer Direktor bei Novartis, am vergangenen Freitag die Ergebnisse erläuterte.
Therapie bei hormonempfindlichen Tumoren
Die Therapie mit dem Aromatasehemmer Femara erfolgte bei Frauen, die vor allem östrogenrezeptorpositive Tumore hatten, im Anschluss an eine fünfjährige postoperative Hormonbehandlung mit dem Wirkstoff Tamoxifen. Derzeit erhalten die Patientinnen trotz des nach wie vor bestehenden Risikos eines erneuten Auftretens von Brustkrebs keine medikamentöse Behandlung im Anschluss an eine Therapie mit dem Antiöstrogen Nolvadex (Wirkstoff Tamoxifen).
Insgesamt 5.187 Frauen sind in der Studie erfasst
Die doppelblinde, randomisierte Brustkrebsstudie MA-17 mit 5.187 Frauen ist die erste Studie, in der die Wirksamkeit des Präparats bei beschriebener Indikation erforscht wurde. Die Patientinnen mussten täglich entweder 2,5 mg Femara oder Placebo oral einnehmen.
Das Medikament "ist sehr gut verträglich", so Nell. Im kommenden Jahr soll auch untersucht werden, ob eine Einnahme von Femara gleich von Anfang an sinnvoll ist. Es gebe allerdings bereits Hinweise auf eine klare Besserung.
In Österreich jährlich rund 4.800 Neuerkrankungen
Europaweit erkranken jährlich ungefähr 360.000 Frauen an Brustkrebs - alleine in Österreich kommt es zu insgesamt 4.800 Neuerkrankungen, wie Univ. Prof. Dr. Heinz Peter Ludwig, Onkologie-Vorstand im Wiener Wilhelminenspital, anführte. Die beschriebene Therapie "wirkt allerdings nur bei Frauen, deren Tumor hormonempfindlich ist".
Auch als Präventionsmaßnahme bei Frauen in der Menopause sei die Verabreichung des Medikaments "durchaus denkbar", so Ludwig. Dies werde man allerdings noch genauer studieren müssen. Dabei stelle sich nämlich auch die Frage, ob der Östrogen-Entzug so gut wäre. Als mögliche Nebenwirkungen führte der Onkologe etwa Wallungen, Gelenksschmerzen und eventuell Osteoporose an.