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Nach Pisa-Misere startet Wien eine "Soko Lesen"

Von Nina Flori

Politik

32.000 Wiener Schüler werden im April einem Lesetest unterzogen. | Individuelle Förderung geplant. | Wien. Nahezu ein Drittel der 14- bis 15-jährigen österreichischen Schüler kann laut der aktuellen Pisa-Studie nicht sinnerfassend lesen, 15 Prozent haben zusätzlich in Mathematik und Naturwissenschaften massive Probleme.


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In Wien will man zur Verbesserung der Schülerleistungen nicht auf bundespolitische Maßnahmen - wie etwa die Einführung der Gesamtschule oder die Schaffung von mehr Ganztagsangeboten - warten. "Es ist notwendig, dass wir sofort etwas unternehmen", sagte die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl bei der ersten "Pisa-Wien-Konferenz", die als Reaktion auf den Absturz heimischer Schüler bei der OECD-Leistungsstudie abgehalten wurde, am Dienstag.

So will man durch die neu geschaffene "Soko Lesen" das bestehende Angebot an Lesefördermaßnahmen in Wiens Schulen überprüfen und zeitgleich ausbauen. Angedacht sind dabei unter anderem Lese-nächte, Leseprojekttage und Kooperationen mit den Städtischen Büchereien.

Noch im April soll zudem durch das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) eine eigene Erhebung der Lesefähigkeiten von 32.000 Schülern in der vierten und achten Schulstufe durchgeführt werden. Auf diese Weise will man noch detaillierter herausfinden, wo Wiens Schüler in Punkto Lesefähigkeit stehen.

"Es geht aber vor allem darum, dass Kinder persönliche Ergebnisse bekommen", erklärte Brandsteidl im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Nur so könnten individuelle Therapiemaßnahmen erarbeitet werden. Ein wichtiger Nebenaspekt bestehe aber auch darin, eine neue Testkultur zu etablieren. Pisa zeige ganz deutlich, dass jene Länder, in denen Testungen eine Normalität darstellen und nicht wie in Österreich nur in Intervallen als "Pisa-Schock" hereinbrechen, erfolgreicher abschneiden würden, so Brandsteidl.

Stärker institutionalisieren und an möglichst vielen Schulen umsetzen möchte man auch das Projekt Lesepaten, bei dem sich Freiwillige - großteils Menschen im Seniorenalter und vielfach akademisch ausgebildet - mit Schülern zu Lesestunden treffen.

"Kinder fördern,nicht selektieren"

Für die Einbindung der Sozialpartner in die Schulpolitik soll auch ein eigener Beirat eingerichtet werden. "Kinder gehören gefördert, nicht selektiert. Es braucht eine Bildungsgewerkschaft zwischen Lehrern, Schülern und Eltern", forderte die Vizepräsidentin des ÖGB Wien, Sabine Oberhauser.