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Nach vorne schauen

Von Bertin Nzogang

Politik

Die von uns im Verlauf des vergangenen Jahres veröffentlichten Berichte über die Lage der Afrikaner in Österreich riefen immer wieder erstaunliche Reaktionen hervor.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Erstaunt und besorgt sagte vor kurzem eine neue Leserin der Tribüne Afrikas zu mir: "Es ist doch unvorstellbar, dass 20 Polizisten in ein Restaurant hineinstürzen und das Essen durchsuchen! Es klingt einfach unwahrscheinlich!"

Das fällt zwar unter Menschenverachtung und Herabwürdigung, entspricht aber der nackten Wahrheit.

Viele Bürger in diesem Land wissen nichts von solchen Begebenheiten, sollten es aber erfahren. Trotz der Mittelknappheit Radio Afrikas wurde dieses Ziel immer verfolgt und das ist ein guter Grund unseren Einsatz am Anfang dieses Jahrhunderts zu fördern.

Angesichts des ausländerfeindlichen Klimas in Österreich meinte Ende 1999 der Vorsitzende der Senatskommission am Institut für internationale Entwicklung der Universität Wien, Walter Schicho, in einem Interview im "Südwind"-Magazin: "Es ist sinnlos, gegen ein Vorurteil, gegen ein Klischee mit Fakten anzukämpfen." Eine Studie des Instituts für Konfliktforschung bestätigte vor kurzem die tatsächliche Existenz dieser sozialen Vorurteile, indem sie in einer Repräsentativ-Studie ergab, dass österreichische Polizisten gar nicht so sind, wie von diversen Zwischenfällen genährte Vorurteile glauben machen. Nur 28 Prozent der Exekutivbeamten fühlen sich überfremdet, was in der gesamten Bevölkerung 40 Prozent beträgt.

Vorsicht! Das gilt nur für Zuwanderer aus Osteuropa, Asien und arabischen Ländern. Bei Schwarzafrikanern wird der Ton lauter. 42 Prozent der befragten Polizisten und Gendarmen äußerten offen Ablehnung und Unbehagen. Im Bevölkerungsschnitt sind es immerhin 25 Prozent. Das sind leider Zahlen, die ein Zusammenleben nicht ermöglichen würden wie auf Werbeplakaten der Parteien in der letzten Zeit zu lesen ist". Da die öffentliche Meinung zum Großteil durch die Politiker und die Medien gebildet wird, wäre zu erwarten, dass etwas in Richtung Sensibilisierung gemacht wird und eine Beratung der Meinungsträger ernsthaft erfolgt.

Die Anzahl der Schwarzen in den Gefängnissen Österreichs und Europas, die gezielten Kontrollen von Menschen mit schwarzer Hautfarbe in den öffentlichen Verkehrsmitteln und auf der Straße, die ständigen Ausreiseaufforderungen und grundlosen Abschiebungen nach oberflächlichen Asylverfahren, der Randalismus von Neonazis und die Krawalle der Jugendlichen aus der rechten Szene, sowie die Versuche afrikanische Organisationen zu bevormunden sind Fakten, über die es sich lohnen würde nachzusinnen.

Die dritte Weltkonferenz gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz, die in Südafrika im August stattfinden wird und deren Vorbereitungen Anfang Mai in Wien zu laufen beginnen, trägt viele Hoffnungen mit sich, da sie nicht nur etwas Konkretes bewirken könnten, sondern auch Maßnahmen einleiten, um diese chronische "Gesellschaftskrankheit" zu verringern, wenn nicht abzuschaffen.

Wären viele Menschen wie die Österreicherin Ute Bock, die kürzlich für ihr Engagement für unterkunftslose Afrikaner den mit 100.000 Schilling dotierten UNHCR-Preis erhielt, könnte man hoffen, dass sich die Welt zum Besseren entwickelt.

Die Mannschaft der Tribüne Afrikas wünscht allen seinen Lesern ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr 2001, nur nach vorne schauen und den Kopf nicht hängen lassen, heißt das Motto.